Die Marienwallfahrtskirche Notre-Dame de la Garde ist ein Wahrzeichen von Marseille und wird jährlich von rund zwei Millionen Menschen besucht. Im Volksmund wird das neuromanisch-byzantinische Gotteshaus "La Bonne Mere" genannt, "die gute Mutter". Es steht auf einem Felsplateau über der Stadt und wurde Mitte des 19. Jahrhunderts anstelle einer mittelalterlichen Kapelleerbaut. Seit dem 17. Jahrhundert war der Vorgängerbau ein Ort für Bitten und Dank der Seeleute.
Bekrönt mit Marienstatue
In der Französischen Revolution verlor die Kirche ihr mittelalterliches Gnadenbild, die gesamte Einrichtung und die Glocken. 1807 wurde sie wieder für den Gottesdienst geöffnet und nach und nach restauriert. 1853 wurde der Grundstein für den heutigen Kirchenbau gelegt. Mit einer Außenlänge von 52 Metern und einer Außenbreite von 17 Metern ist er verhältnismäßig klein.
1864 wurde die Oberkirche in Anwesenheit von 41 Bischöfen geweiht und 1870 mit einer elf Meter hohen Marienstatue auf der Turmspitze die gesamte Kirche von außen vollendet. Die aufwändige Innenausstattung mit großflächigen Mosaiken nahm weitere Jahrzehnte in Anspruch. 1886 weihte der berühmte Afrika-Kardinal Charles Martial Lavigerie, Erzbischof von Algier, den Hauptaltar.
Orientalischer Charakter am Mittelmeer
Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm das Erzbistum Marseille vom Kriegsministerium die Anlage auf dem La-Garde-Hügel; doch im Zweiten Weltkrieg verschanzten sich dann dort deutsche Truppen. Im August 1944 erhielt die Basilika mehrere Granatentreffer.
Das Mauerwerk besteht außen wie innen aus farblich abgesetzten Schichten; sie tragen zum orientalischen Charakter der Kirche bei. Im Inneren beeindrucken reiche Goldmosaiken nach Vorbildern aus Ravenna und Rom. In Oberkirche und Krypta befinden sich insgesamt fünf Marienstatuen verschiedener Epochen. Zahlreiche Votivgaben im Inneren erinnern an Gebetserhörungen. (KNA/12.09.2023)