Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt

Matthäus hat es eigentlich leicht. Er hat einen tollen Job, der ihm selbst Reichtum verschafft hat. Er treibt für die Besatzungsmacht die Zölle ein. Und natürlich hat er das so gemacht, dass auch für ihn selbst was übriggeblieben ist. Und ich glaube, nicht nur ein bisschen. Das war soweit ziemlich normal. Aber er war, um es mal milde auszudrücken, bei seinen Landsleuten nicht gerade beliebt. So wie sein Job. Wer liebt schon bei uns das Finanzamt? Er hat den ganzen Rummel um diesen Jesus mitbekommen und war schon neugierig geworden. Aber Zöllner waren damals so ziemlich die Letzten in der Rangfolge. Man brauchte sie, aber man hasste sie.

Und so sitzt er Tag für Tag an seiner Zollstelle und macht seine Arbeit. Und genau an der Stelle kommt Jesus vorbei, sieht ihn und sagt: Komm, folge mir nach. Und Matthäus ist völlig perplex, lässt alles stehen und liegen und folgt ihm. Und dann nimmt er ihn mit nach Hause zum Essen und immer mehr seiner Kollegen und andere Leute aus ihrem Umfeld kommen dazu und essen zusammen. Was normal klingt, aber einem strenggläubigen Juden schlicht und einfach verboten war. Und so kommt es natürlich: Die klugen und gebildeten Pharisäer sagen nicht zu ihm, sondern zu denen, die ihm folgen: Wie kann der nur! Er müsste doch genau wissen, dass das verboten ist und nicht dem göttlichen Gesetz entspricht.

Genau da prallen Welten aufeinander. Zum einen Matthäus, der wegen seines Berufes zu den Verfemten gehört und jetzt glücklich ist, dass Jesus das nicht stört und ihn trotzdem in seine Gruppe beruft. Und dann die Frommen von außen, denen es gar nicht um Gott und seine Gebote geht, sondern nur darum, recht zu behalten und die in ihren Augen Bösen und Ungerechten anzuklagen. Und mittendrin Jesus, der eine mehr als gute Begründung für sein Handeln hat. Er hörte es und sagt: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer.

Da steht es also, schwarz auf weiß: Nicht das Erfüllen von Gesetzen und Kirchengeboten ist die Norm und das, was Jesus will. Er will, dass wir barmherzig sind – ein liebevolles, gütiges Herz haben gegen jede Frau und jeden Mann.

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