Israels Außenminister verurteilt Spuckangriffe auf Christen

"Entspricht nicht jüdischen Werten"

Der israelische Außenminister Eli Cohen verurteilt sogenannte Spuckangriffe strengreligiöser Juden auf Christen in Jerusalem. Das hat er in einem Telefonat mit dem Vatikan-Außenbeauftragten, Erzbischof Paul Richard Gallagher, gesagt.

Israelische Sicherheitskräfte und orthodoxe Christen / © Andrea Krogmann (KNA)
Israelische Sicherheitskräfte und orthodoxe Christen / © Andrea Krogmann ( KNA )

"Dies entspricht nicht den jüdischen Werten, und die weit verbreitete Verurteilung dieses verabscheuungswürdigen Phänomens ist ein Beweis für diese Tatsache", sagte Cohen laut Bericht der Zeitung "Times of Israel" (Freitag) nach dem Gespräch in einer Erklärung.

Paul Richard Gallagher / © Cristian Gennari (KNA)
Paul Richard Gallagher / © Cristian Gennari ( KNA )

Vatikan-Besuch?

Gegenstand des Telefonats war demnach auch ein möglicher Besuch Gallaghers in Israel. Es würde sich laut Bericht um den ersten Besuch eines Vatikan-Außenbeauftragten in Israel handeln.

Cohen betonte, dass Rede- und Religionsfreiheit zu den Grundprinzipien Israels gehöre und jede Schädigung von Menschen aufgrund ihres Glaubens zu verurteilen sei. Die Christen, die jedes Jahr die ihnen heiligen Orte in Israel besuchen, seien erwünscht und würden "mit Respekt und Segen empfangen", so Cohen.

Fünf Festnahmen

Hintergrund sind erneute Fälle von antichristlicher Gewalt in Jerusalem. Zu Wochenbeginn hatten in Sozialen Medien verbreitete Videos strengreligiöse Juden gezeigt, die Christen und christliche Stätten in der Altstadt anspuckten. Die Aufnahmen lösten eine Reihe von Verurteilungen durch politische und religiöse israelische Vertreter aus. Die Polizei nahm fünf Verdächtige fest und kündigte ein härteres Durchgreifen an.

Spuckangriffe auf Christen und christliche Stätten durch radikale strengreligiöse Juden sind nach Angaben von Kirchenvertretern im Heiligen Land kein neues Phänomen, jedoch habe die Zahl der Übergriffe seit Antritt der jetzigen rechts-religiösen Regierung stark zugenommen.

Übergriffe gegen Christen "fast normales Phänomen" in Israel

Zwar habe es auch in der Vergangenheit immer wieder Aggressionen gegen Christen von jüdischer Seite gegeben, sagte der künftige Kardinal und Lateinische Patriarch in Jerusalem Pierbattista Pizzaballa im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Neu ist die Häufigkeit, mit der sie geschehen – und die Tatsache, dass sie fast schon ein 'normales' Phänomen sind." Neben Beleidigungen würden Christen vor allem bespuckt – auch er selbst sei bereits angespuckt worden, gab der Patriarch an. Die Gründe dafür sieht der aus Italien stammende Erzbischof hauptsächlich in der Erziehung.

Vatikan-Flagge über Jerusalem zum Papstbesuch 2009 / © Harald Oppitz (KNA)
Vatikan-Flagge über Jerusalem zum Papstbesuch 2009 / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA