Das sagte Generalsekretär Christian Höppner am Freitag in Lübeck, der auch Präsident des Deutschen Kulturrats ist. "Kirchenmusik gehört zur DNA unseres kulturellen Erbes." Der Dirigent und Cellist war nach eigenen Worten als Kind selbst Teil einer lebendigen Kirchengemeinde. Dank mehrerer Ensembles und des sonntäglichen Kantatengottesdienstes habe er einen unermesslichen Reichtum kultureller Vielfalt erfahren.
Überproportionale Haushaltskürzungen
Damals habe es in seiner Gemeinde eine bedarfsgerecht ausgestattete Kantorenstelle, mehrere unterstützende hauptamtliche Mitarbeiter, drei Pfarrer und viel bürgerschaftliches Engagement gegeben. "Heute bemüht sich ein Aushilfsorganist mit einer halben C-Stelle allein um die Reste eines verkümmerten Gemeindelebens im Bereich der Kirchenmusik." Einer der Gründe für diesen Niedergang seien überproportionale Haushaltskürzungen im Bereich der Kirchenmusik, so Höppner.
Umsetzungsproblem
Er erinnerte an eine im vergangenen Jahr verabschiedete Resolution des Musikrats zur Bedeutung der Kirchenmusik. Darin fordert das Gremium unter anderem eine stärkere mediale Präsenz der Kirchenmusik etwa in der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, aber auch einen stärkeren Rückhalt in den Kirchen. Höppner zufolge gab es viele positive Rückmeldungen zur Wirkungskraft dieser Resolution vor Ort. Dennoch bestehe weiterhin eine nicht zu akzeptierende Lücke zwischen den formulierten Erwartungen und dem kirchenmusikalischen Alltag. "Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem."
Höppner äußerte sich bei einer Fachtagung in Lübeck. Unter dem Motto "Kirchen – Kult – Klänge" diskutieren noch bis Sonntag Musiker und Theologen über die Zukunft der Kirchenmusik. Veranstalter sind die Musikhochschule Lübeck und die evangelisch-lutherische Hauptkirche Sankt Petri.