Nach Angaben des US Geological Survey (USGS) bebte die Erde in den frühen Morgenstunden afghanischer Ortszeit mit der Stärke 6,3. Am Samstag starben bei zwei Erdbeben derselben Stärke in Herat nahe der Grenze zum Iran mehr als 2.000 Menschen. Laut Regierungsangaben sind noch immer Rettungskräfte zur Bergung verschütteter Menschen aus den Trümmern im Einsatz.
"Ganze Dörfer vollständig zerstört"
Auch die katholischen Hilfsorganisationen Malteser International und Caritas International engagieren sich nach eigenen Angaben im islamischen Afghanistan. Malteser International stellt 100.000 Euro Soforthilfe bereit. "Die Situation ist katastrophal. Unsere Partnerorganisation Union Aid berichtet uns nach einer ersten Erkundung der betroffenen Gebiete, dass ganze Dörfer vollständig zerstört wurden", erklärte die Leiterin der Asienabteilung, Cordula Wasser, am Mittwoch. Dringend benötigt würden medizinischeVersorgung, Lebensmittel sowie Zelte, Decken und Hygieneartikel. Angesichts des bevorstehenden bitterkalten Winters in der Region gelte es, für bestmöglichen Schutz der Menschen zu sorgen, so Wasser.
28 Millionen Menschen brauchen humanitäre Hilfe
Laut Caritas International war die humanitäre Lage im Land bereits vor den Beben "dramatisch" – verschärft durch das im Dezember 2022 von der Taliban-Regierung erlassene Arbeitsverbot für Frauen bei Hilfsorganisationen: "Etwa 28 Millionen Afghaninnen und Afghanen benötigen dringend humanitäre Hilfe, darunter sind 13 Millionen Kinder. 17 Millionen Menschen leiden unter akutem Hunger. Die Wirtschaft Afghanistans liegt am Boden, das gesamte Land leidet im dritten Jahr an Dürre. Gleichzeitig werden Hilfen durch die de-facto-Autoritäten sehr erschwert oder gar verhindert", so Caritas International auf seiner Website.
Afghanistan ist häufig von Erdbeben betroffen, da in der Region die eurasische und die indische tektonische Platte aufeinandertreffen. Auch aufgrund jahrelanger Umweltzerstörung sowie infolge des Klimawandels ist das Land sehr anfällig für Überschwemmungen, Erdbeben, Schneelawinen, Erdrutsche und Dürren, warnt die Weltbank auf ihrer Webseite. Seit 1980 hätten Naturkatastrophen neun Millionen Menschen betroffen und über 20.000 Todesopfer im Land gefordert.