Wissenschaftler überrascht von Erdbeben in Afghanistan

Erneute Erschütterungen

Zum vierten Mal binnen acht Tagen ist die Provinz Herat im Westen Afghanistans von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Laut dem US-Erdbebendienst USGS ereignete sich das neue Beben der Stärke 6,3 in den frühen Morgenstunden.

Freiwillige arbeitet in den Trümmern nach einem Erdbeben im Bezirk Zenda Jan. Ein weiteres starkes Erdbeben erschütterte den Westen Afghanistans. / © Ebrahim Noroozi (dpa)
Freiwillige arbeitet in den Trümmern nach einem Erdbeben im Bezirk Zenda Jan. Ein weiteres starkes Erdbeben erschütterte den Westen Afghanistans. / © Ebrahim Noroozi ( dpa )

Das Beben ereignete sich rund 30 Kilometer nordwestlich der Stadt Herat. Über Tote und Schäden lagen am Nachmittag (Ortszeit) noch keine Informationen vor. Bei den ersten beiden schweren Beben am 7. Oktober in Herat nahe der Grenze zum Iran starben mehr als 2.000 Menschen. Das dritte Beben erschütterte die westliche Provinz Afghanistans am Mittwoch (11. Oktober).

Region als inaktiv eingeschätzt 

Afghanistan wird häufig von Erdbeben heimgesucht. In der Region treffen die eurasische und die indische tektonische Platte aufeinander. Im Juni 2022 kamen bei einem schweren Beben in der Provinz Paktika im Osten des Landes rund 1.000 Menschen ums Leben.

Caritas international

Caritas International arbeitet eng mit den weltweit 165 nationalen Caritas-Organisationen zusammen. Von seinem Hauptsitz in Freiburg aus unterstützt das katholische Hilfswerk jährlich etwa 1.000 Hilfsprojekte in aller Welt. In den Projekten gewährleisten die Kompetenz und das Engagement der einheimischen Caritas-Mitarbeiter den dauerhaften Erfolg vor Ort.

Die Caritas gibt es in über 160 Ländern / © Karolis Kavolelis (shutterstock)
Die Caritas gibt es in über 160 Ländern / © Karolis Kavolelis ( shutterstock )

Experten wurden laut dem Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) von den Beben in der "eigentlich als seismisch inaktiven" eingeschätzten Region Herat überrascht. Es waren demnach die ersten großen Beben, "seit ab ca. 1900 offizielle Daten vorliegen".

Ursache unbekannt

Anders als der Osten Afghanistans gilt der Nordwesten als seismisch wenig aktiv. Es gebe keine historischen Belege für ähnlich verheerende Ereignisse in dieser Region aus den vergangenen Jahrhunderten, heißt es in einer jüngsten GFZ-Stellungnahme. Die Ursache der aktuellen Beben seien unbekannt. "Was genau die aktuellen Beben antreibt, bleibt bisher eine offene Frage."

Die katholischen Hilfsorganisationen Malteser International und Caritas International engagieren sich nach eigenen Angaben im stark muslimisch geprägten Afghanistan bei der Hilfe für Opfer. Malteser International stelle 100.000 Euro Soforthilfe, Caritas international mit Unterstützung des Außenministeriums in Berlin 500.000 Euro bereit.

Winter steht vor der Tür

"Das katastrophale Beben ist eine weitere Katastrophe für die Menschen in der Provinz Herat, die schon davor dringend humanitäre Unterstützung benötigten", so die Afghanistan-Referentin von Caritas international, Henrike Bittermann.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef benötigt nach eigenen Angaben 20 Millionen US-Dollar (19 Millionen Euro) für mindestens 96.000 betroffene Kinder. Zum bevorstehenden Winter, bei dem die Temperaturen bis weit unter den Gefrierpunkt sinken können, sei man zutiefst besorgt um die Kinder und ihr Wohlergehen.

Afghanistan

Afghanistan ist ein Binnenstaat in Asien. Etwa drei Viertel der Landesfläche von 652.000 Quadratkilometern bestehen aus schwer zugänglichen Gebirgsregionen. Nachbarstaaten sind China, Iran, und Pakistan sowie die früheren Sowjetrepubliken Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan. Seit den 1970er-Jahren hat der Staat am Hindukusch keine längere Friedensperiode mehr erlebt.

Afghanistan, Bamiyan / © Pvince73 (shutterstock)
Quelle:
KNA