"Ich halte es in der Tat für fatal, dass wir als Kirche zwar jedes Jahr die Zahl der Kirchenaustritte veröffentlichen und bedauern – uns danach aber kaum fragen, ob und wie wir diese Menschen mit dem notwendigen Respekt für ihre getroffene Entscheidung sensibel ansprechen können", sagte er am Wochenende dem Portal katholisch.de.
Ausgetretene an Stationen der Lebensbiografie abholen
Dringend notwendig findet Austen überzeugende Angebote für Menschen, die offiziell die Kirche verlassen haben: "Wie kann man sie in ihrer Lebensbiografie begleiten? Wie können wir sie – zum Beispiel bei Taufen, Beerdigungen oder kulturellen Veranstaltungen – mit der Botschaft des Evangeliums in Berührung bringen und, wenn gewünscht, mit ihnen in einen ehrlichen Dialog treten?"
Das Bonifatiuswerk wolle sich 2024 gemeinsam mit Verantwortlichen aus den Bistümern intensiv diesem Thema widmen, kündigte Austen an. Denn auch Menschen, die nicht oder nicht mehr der Kirche angehören, seien oft weiter sehr interessiert an Sinn- und Wertefragen.
Das Bonifatiuswerk unterstützt Katholiken in Deutschland, Nordeuropa und dem Baltikum, die in der Diaspora leben, also in einer extremen Minderheitensituation. Am Sonntag wurde die diesjährige Diaspora-Aktion des Hilfswerks in Berlin eröffnet unter dem Leitwort "Entdecke, wer dich stärkt".
Auch traditionell katholische Städte werden zu Diaspora-Land
Längst seien nicht mehr nur der Norden und Osten Deutschlands Diasporaland, ergänzte der Chef des Hilfswerks: "Gucken Sie sich westdeutsche, ehemals stark katholisch geprägte Großstädte wie Köln oder München an – auch dort sind Christen zahlenmäßig längst in der Minderheit."
Weder die katholische noch die evangelische Kirche seien in Deutschland noch Volkskirchen, sondern jeweils "Kirche im Volk", so Austen weiter: "Auch eine lebendige Minderheit kann der Mehrheit allerdings wertvolle Impulse und Orientierung für das gemeinschaftliche Zusammenleben geben."