Es gebe mehr als die zwei Lager pro-palästinensisch oder pro-israelisch, heißt es in der Erklärung des Rates. Die meisten Menschen forderten das Ende der Gewalt und Frieden. Das werde medial und politisch nicht transportiert. "Die bisherige Debatte schürt Vorurteile und führt zu verbalen oder tätlichen Angriffen gegenüber Juden und Muslimen".
Mehr Übergriffe auf Juden und Muslime
Jüdische Menschen und Einrichtungen seien antisemitischen verbalen und tätlichen Angriffen ausgesetzt, hieß es. Seit der Gewalteskalation in Nahost lebten sie in großer Sorge vor Übergriffen. Zudem habe es auch dutzende Übergriffe auf Muslime und Moscheen gegeben.
Muslimische Familien berichteten von Stigmatisierungen von Kindern und Jugendliche in Schulen.
Muslimische Menschen seien in Deutschland mit "gebetsmühlenartig wiederholten Distanzierungsforderungen vom Terror" konfrontiert, erklärte der Rat.
Fehlendes Verständnis für palästinensische Opfer
Wer auf die palästinensischen Opfer aufmerksam mache, werde teilweise ausgegrenzt. Viele Betroffene seien frustriert und fühlten sich nicht verstanden. Wenn sie den Terror verurteilen, würden ihre Aussagen in Zweifel gezogen.
"Dieser Generalverdacht führt insbesondere bei jüngeren Muslimen zu einer Entfremdung - eine zutiefst besorgniserregende Entwicklung".
Es gehe nicht darum, den Terror zu relativieren oder zu unterstützen, betonte der Koordinationsrat. Wer Verbrechen verteidigt, müsse "selbstverständlich Gegenwind ernten".
Solidarität mit Palästinensern verdient Gehör
Wer jedoch legitime Forderungen stelle, das Leid des palästinensischen Volkes thematisiere, sich mit Palästinenserinnen und Palästinensern solidarisiere und für Frieden einsetze, verdiene Gehör.
Auf antisemitische Äußerungen und Plakate bei pro-palästinensischen Demonstrationen ging der Rat in der Erklärung nicht ein. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, hatte solche Vorfälle am Wochenende verurteilt.
"Passt auf, wo ihr mitlauft", sagte er im Deutschlandfunk. Judenhass und antisemitische Parolen hätten auf Kundgebungen "nichts zu suchen". Jede Form von Menschenfeindlichkeit müsse bekämpft werden.
Mitglieder des KRM sind die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion Ditib, der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland, die Union der Islamisch-Albanischen Zentren, der Zentralrat der Muslime und der Zentralrat der Marokkaner.