Papst Franziskus hat Anfang November den texanischen Bischof Joseph Strickland von der Leitung des Bistums Tyler enthoben. Ein solcher Schritt erfolgt in der katholischen Kirche äußerst selten.
Wenn ein Bischof seine Pflichten grob verletzt oder die Einheit mit der Gesamtkirche gefährdet, wird meist ein anderer Weg gewählt. Das dafür zuständige Bischofs-Dikasterium im Vatikan fordert nach gründlicher Prüfung des Sachverhalts den Bischof auf, seinen Rücktritt einzureichen, den der Papst schließlich annimmt. Oft erfährt die Öffentlichkeit dann nicht, dass der Bischof zum Rücktritt gedrängt wurde.
Wenn der Bischof den Gehorsam verweigert, kann der Papst den Weg der Amtsenthebung wählen. Diese muss nach bestimmten formalen Kriterien erfolgen, es handelt sich um eine Disziplinarmaßnahme. Grundlage ist der Kanon 193 des geltenden Kirchenrechts.
Anders ist es bei schwerwiegenden kirchenrechtlichen Straftaten eines Bischofs oder bei nachgewiesener Beteiligung an oder Vertuschung von Missbrauchsfällen. Dann kann der Papst den Bischof zur Strafe absetzen. Auch hier muss ein vorgeschriebener Verfahrensweg eingehalten werden. Grundlage ist in diesen Fällen das Papstschreiben "Come una madre amorevole" von 2016. (KNA 11.11.2023)