Das sagte er dem "Spiegel" in einem am Sonntag online veröffentlichten Interview. Die westfälische Präses Kurschus will sich am Montag in Bielefeld öffentlich zu Vorwürfen im Zusammenhang mit einem Missbrauchsverdacht in ihrem Umfeld äußern. Sie steht wegen der Frage unter Druck, seit wann sie von den Vorwürfen gegen den Beschuldigten weiß.
Betroffene verärgert
"Ihre Salamitaktik, dass sie sich nur scheibchenweise dazu äußert, ist schädlich für alle, die sich in der evangelischen Kirche ernsthaft um Aufklärung bemühen", sagte Zander und fügte hinzu: "Die Betroffenen sind extrem verärgert." Sexueller Missbrauch in den Reihen der Kirche sei ein derart sensibles Thema, "dass allein der Verdacht auf Vertuschung schon apokalyptisch ist für das Ansehen der Kirche".
Vor einigen Tagen waren Missbrauchsvorwürfe gegen einen ehemaligen Mitarbeiter des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein öffentlich geworden, in dem Kurschus ab 1993 als Gemeindepfarrerin und Superintendentin tätig war, bevor sie 2012 die erste Frau an die Spitze der westfälischen Kirche wurde. 2021 wurde sie zur EKD-Ratsvorsitzenden gewählt. Der Beschuldigte, den Kurschus nach eigenen Angaben sehr gut kennt, soll über Jahre hinweg junge Männer sexuell bedrängt haben.
Kurschus will von nichts gewusst haben
Die "Siegener Zeitung" berichtete, Kurschus sei bereits Ende der 90er Jahre in einem Gespräch mit mehreren Personen in ihrem Garten über die Vorwürfe informiert worden. Zwei Zeugen hätten ihre Darstellungen schriftlich versichert. Vor der in Ulm tagenden EKD-Synode wies Kurschus dies am vergangenen Dienstag als "Andeutungen und Spekulationen" zurück. Sie wisse erst seit Anfang dieses Jahres durch eine Anzeige von den Missbrauchsvorwürfen.
Die Staatsanwaltschaft Siegen sieht in dem möglichen Missbrauchsfall bislang keine strafrechtliche Relevanz, weil die mutmaßlichen Opfer nach derzeitiger Kenntnis zum fraglichen Zeitpunkt volljährig waren und die Vorfälle lange zurückliegen. Allerdings werde voraussichtlich in der kommenden Woche eine weitere Person vernommen, sagte ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd).