Das sagte Kurschus am Montag vor Journalisten in Bielefeld. Ihr wird vorgeworfen, als frühere Gemeindepfarrerin in Siegen einen Fall sexuell übergriffigen Fehlverhaltens vertuscht zu haben.
Sie sei mit Gott und sich selbst im Reinen, sagte Kurschus in ihrer knapp achtminütigen persönlichen Erklärung, die von Journalisten vor Ort und rund 500 Menschen online verfolgt wurde.
Aber das öffentliche Vertrauen in ihre Amtsführung habe Schaden genommen und sie könne ihren Dienst nicht wirksam tun, wenn ihre Aufrichtigkeit angezweifelt werde. In den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gehöre nicht ihre Person, sondern gehörten die von Missbrauch betroffenen Menschen.
Fehrs übernimmt kommissarisch
Nach dem Rücktritt von Annette Kurschus als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) übernimmt die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs das Amt kommissarisch. Das teilte die EKD am Montag im Anschluss an Kurschus' persönliche Erklärung mit. Fehrs ist seit 2011 Bischöfin im Sprengel Hamburg der Nordkirche, seit November 2021 ist sie stellvertretende Ratsvorsitzende.
Fehrs erklärte laut EKD, Kurschus Schritt verdiene Hochachtung.
"Für den Rat der EKD verbindet sich mit dem Rücktritt von Annette Kurschus die Verpflichtung, den eingeschlagenen Weg bei Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt konsequent weiter voranzugehen", sagte Fehrs.
Ermittlungen nicht abgeschlossen
Vor einigen Tagen waren Missbrauchsvorwürfe gegen einen ehemaligen Beschäftigten des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein öffentlich geworden. Der heutige Rentner soll über Jahre hinweg junge Männer sexuell bedrängt haben. In Siegen war Kurschus ab 1993 als Gemeindepfarrerin und später als Superintendentin tätig.
Die "Siegener Zeitung" berichtete unter Berufung auf eidesstattliche Erklärungen von zwei Zeugen, Kurschus sei bereits Ende der 90er Jahre in einem Gespräch mit mehreren Personen in ihrem Garten über die Vorwürfe informiert worden. Vor der in Ulm tagenden EKD-Synode wies Kurschus dies vergangene Woche als "Andeutungen und Spekulationen" zurück und erklärte, sie wisse erst seit Anfang dieses Jahres durch eine Anzeige von den Missbrauchsvorwürfen. In Gesprächen vor vielen Jahren sei zwar die sexuelle Orientierung des Mannes thematisiert worden, "aber zu keiner Zeit der Tatbestand sexualisierter Gewalt".
Die Staatsanwaltschaft Siegen sieht in dem möglichen Missbrauchsfall bislang keine strafrechtliche Relevanz, weil die mutmaßlichen Opfer nach derzeitiger Kenntnis zum fraglichen Zeitpunkt volljährig waren und die Vorfälle lange zurückliegen. Allerdings seien die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, sagte ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Information der Redaktion: Diese Meldung wird fortlaufend aktualisiert.