Kleine Geschenke und Geldspenden sind zu Weihnachten beliebt

Hilfe, die sicher ankommt

An Weihnachten spenden Menschen besonders viel – unabhängig vom konjunkturellen Tief und anderen Krisen. Und das ist laut Experten auch gut so. Experten rechnen in diesem Jahr mit 12 Milliarden Euro Spendengeldern in Deutschland.

Autor/in:
Jutta Simone Thiel
Ehrenamtliche Helferinnen sortieren Sachspenden für die Ukraine / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ehrenamtliche Helferinnen sortieren Sachspenden für die Ukraine / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Schokolade, Rätselhefte und selbstgebastelte Weihnachtskarten sind besonders beliebt. Bei der Adventsaktion im oberbayerischen Freising darf alles gespendet werden, was in einen kleinen Karton passt, nicht verderblich ist und einem alten Menschen Freude bereitet. Während die Erwachsenen ihre Spende an einer der Sammelstationen abgeben, laden die Kindergartenkinder ihre Geschenke mit den Erzieherinnen auf einen Bollerwagen und bringen sie persönlich in die umliegenden Senioren-Einrichtungen. Im vergangenen Jahr wurden so rund 1.000 Päckchen verteilt.

Hohe Preise und Unsicherheit

"Der Bedarf ist da, mehr denn je", berichtet Vincent Zeitler, Initiator und Organisator der Aktion. Der Krieg in der Ukraine sorge für hohe Preise und Unsicherheit; bei manch einem sei die Rente knapp.

Altersarmut könnte in den nächsten Jahren in Deutschland sogar noch zunehmen / © Maliutina Anna (shutterstock)
Altersarmut könnte in den nächsten Jahren in Deutschland sogar noch zunehmen / © Maliutina Anna ( shutterstock )

Zeitlers Beobachtung wird von einer Umfrage des Beratungsunternehmens Ernst & Young bestätigt, mit der diesen Herbst ermittelt wurde, wie stark die Inflation und geringe finanzielle Spielräume die Ausgaben zu Weihnachten dämpfen. Demnach wollen zwei Drittel der mehr als 1.000 Befragten ihre Ausgaben reduzieren – mehr als jeder Vierte sogar deutlich. 

Entsprechend pessimistisch schaut der Einzelhandel aufs momentane Weihnachtsgeschäft. Der Handelsverband Deutschland erwartet im Vergleich zum Vorjahr real, also bereinigt um Preissteigerungen, ein Minus von etwa fünf Prozent.

12 Milliarden Euro erwartet 

Trotz der mauen Kauflaune sind die Deutschen nach wie vor bereit, von ihrem Wohlstand abzugeben – und das nicht nur an Weihnachten, wo das Spendenaufkommen traditionell einen Höchststand erreicht. "Unabhängig von all den konjunkturellen Hochs und Tiefs können wir für 2023 mit einer Spendensumme von insgesamt 12 Milliarden Euro rechnen", berichtet Burkhard Wilke, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI). Im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren sei damit sogar ein leicht steigendes Spendenaufkommen zu verzeichnen, so der Experte.

Mehrzahl unterstützt mindestens ein Projekt

Zusätzlich würden sich die Deutschen immer dann großzügig zeigen, wenn für ein aktuelles Krisengebiet gesammelt werde. So wurde nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs etwa eine Milliarde Euro gesammelt.

Laut Statistik unterstützt die Mehrzahl der erwachsenen Deutschen, nämlich 55 Prozent, ein oder mehrere Projekte; viele Leute in Form einer Patenschaft sogar regelmäßig. "Dabei entstehen langjährige, gewachsene Beziehungen zwischen Spender und gemeinnütziger Organisation, die nicht der allgemeinen Kauflaune unterworfen sind", erläutert Wilke.

Einkommensschwache Haushalte geben prozentual mehr

Ein Großteil der Gelder wird demnach für humanitäre Zwecke gespendet; vor allem der Not- und Katastrophenschutz verzeichnet ein leichtes Plus. Beachtlich ist, dass Untersuchungen zufolge einkommensschwache Haushalte prozentual zu ihren verfügbaren Einkünften mehr spenden als einkommensstarke.

Symbolbild Spenden / © SewCream (shutterstock)

"Spenden ist ein solidarischer Akt", erläutert der Spendenforscher. "Wer abgibt, möchte der Gemeinschaft – bewusst oder unbewusst – etwas Gutes tun." Zudem mache Spenden glücklich – und zwar sowohl den Beschenkten als auch den Spender selbst. Studien zeige, dass Menschen, die anderen helfen, in einen Zustand der Euphorie versetzt werden. Dabei schüttet das Gehirn Endorphine aus; Wohlbefinden entsteht – ähnlich wie beim Essen von Schokolade.

Allgemeine Spenden oft wertvoller

Insgesamt steigt die Bedeutung von zweck- und projektgebundener Spenden. Der Experte gibt jedoch zu bedenken, dass eine allgemeine Spende für eine Einrichtung oft wertvoller sei. Schließlich könne dieses Geld auf die Schnelle dort eingesetzt werden, wo es am dringendsten gebraucht werde und am effektivsten helfen könne.

Einen Grund, nicht zu spenden, gibt es für Wilke nicht. Auch das häufigste Argument von Nicht-Spendern – man wisse nicht, ob die Zuwendungen wirklich ankommen – lässt er nicht gelten: "Heute muss keiner mehr blind vertrauen; die Möglichkeiten, sich vorab gezielt zu informieren sind in den letzten 30 Jahren enorm gestiegen."

An Spendensiegel orientieren

Der Fachmann empfiehlt daher, sich bei der Suche nach seriösen Einrichtungen am DZI-Spendensiegel zu orientieren, das erst nachumfangreicher Prüfung verliehen wird. Hilfreich sei auch die Initiative Transparente Zivilgesellschaft, die die angeschlossenenOrganisationen unter anderem dazu verpflichtet, die Verwendung der Gelder und die Gehälter der Führungskräfte offenzulegen.

"Bei uns im Landkreis ist die Transparenz voll gegeben", meint dazu Vincent Zeitler von der Freisinger Adventsaktion. "Die Leute wissen, dass sie mit ihrem Päckchen denen helfen, die sie vielleicht noch vor zwei Jahren auf der Straße getroffen haben." Zudem sind einige Kindergarten-Eltern auf die Idee gekommen, ihren Namen und ihre Telefonnummer im Päckchen zu hinterlassen; der ein oder andere hat daraufhin ein telefonisches Dankeschön bekommen.

Quelle:
KNA