DOMRADIO.DE: Wie viele Staaten unterhalten denn zu dem winzigen Vatikanstaat diplomatische Beziehungen?
Mario Galgano (Redakteur bei Vatikan News): Derzeit unterhalten 184 Staaten volle diplomatische Beziehungen zum Heiligen Stuhl, also zum Vatikan. Hinzu kommt noch die Europäische Union und auch der souveräne Malteserorden. Fast alle Staaten der Welt haben diplomatische Beziehungen zum Vatikan.
DOMRADIO.DE: Im Januar 2023 hatte sich der Papst Sorgen um den Weltfrieden gemacht. War das wieder ein großes Thema?
Galgano: Ja, in der Tat. Papst Franziskus ist über die weltweiten Konflikte und auch über die Spaltungen alarmiert, die vielerorts festzustellen sind. Das sagte er in der großen Politrede vor Diplomaten aus aller Welt im Vatikan. Es sei wichtig, sich für Frieden zu engagieren. Gerade in einem Moment der Geschichte, in dem die Menschheit zunehmend bedroht wird, geschwächt und zum Teil verloren ist, sagte der Papst wörtlich.
DOMRADIO.DE: Welche Forderungen stellte der Papst in diesem Zusammenhang an die Botschafterinnen und Botschafter?
Galgano: In seiner Neujahrsansprache an das diplomatische Korps hat der Papst vor allem zwei Ursachen für Kriege und Konflikte in aller Welt ausgemacht. Das sind vor allem die Aufrüstung und die Klimakrise. Will man Frieden schaffen, braucht es Abrüstung und einen Umgang mit der Schöpfung, der den Aspekt der Schöpfung im Mittelpunkt stellt. Das sind für ihn die zwei wichtigen Punkte, um Frieden auf der Welt zu schaffen: Abrüstung und Bekämpfung der Klimakrise.
DOMRADIO.DE: Franziskus befürwortet eine Zweistaatenlösung im Nahen Osten. Welche Lösung stellt sich der Papst sonst für den Nahen Osten vor?
Galgano: Der Papst zeigt sich besonders über die Lage in Nahost, im Heiligen Land, sehr besorgt. Er sagte wörtlich, dass er sehr schockiert gewesen sei über den Terroranschlag gegen die Bevölkerung in Israel am 7. Oktober. Er benannte das, was jetzt in Gaza passiert, aber nicht nur in Gaza und Israel, sondern auch im ganzen Nahen Osten, denn der Libanon gehört zum Heiligen Land dazu.
Er wiederholte seinen Appell an alle beteiligten Parteien für einen Waffenstillstand an allen Fronten und die sofortige Freilassung von Geiseln.
DOMRADIO.DE: Der Papst hat auch Leihmutterschaften angesprochen. Inwiefern war das ein Thema für die Diplomatinnen und Diplomaten?
Galgano: Der Papst hält die Praxis der sogenannten Leihmutterschaft für verwerflich, da sie die Würde der Frau und des Kindes schwer verletze. Die Leihmutterschaft basiert auf der Ausnutzung der materiellen Notlage der Mutter, der Frauen. Ein Kind sei immer ein Geschenk und niemals ein Vertragsgegenstand. Deshalb plädiert er dafür, dass sich die internationale Gemeinschaft für ein weltweites Verbot dieser Praxis einsetzt.
Das Interview führte Tobias Fricke.