Vatikan-Gericht weist Klage von Ex-Revisor zurück

Es ging um Millionen

Noch immer beschäftigen die Vorgänge um eine verlustreiche Immobilieninvestition in London die vatikanische Justiz. Ein neues Urteil gegen den Ex-Revisor des Vatikans hat es in sich. Dieser muss nun selbst eine Geldsumme zahlen.

Symbolbild Gericht im Vatikan / © Cristian Gennari (KNA)
Symbolbild Gericht im Vatikan / © Cristian Gennari ( KNA )

Das Gericht des Vatikanstaats hat eine millionenschwere Schadensersatzklage des früheren vatikanischen Chefrevisors Libero Milone und eines weiteren Klägers abschlägig beschieden. Dies teilte der Vatikan am Mittwochabend mit. 

Ungebührlich streng verhört?

Milone und sein inzwischen verstorbener Mitarbeiter Ferruccio Panicco hatten das vatikanische Staatssekretariat und das Amt des Revisors verklagt, weil sie aus ihrer Sicht im Jahr 2017 von der vatikanischen Gendarmerie ungebührlich streng verhört, sowie zur Herausgabe von Akten und später zur Unterzeichnung von Aufhebungsverträgen gezwungen wurden. 

Die Vorgänge ereigneten sich im Zusammenhang mit einem inzwischen weitgehend aufgeklärten Immobilienskandal.

Gericht: Kardinal Becciu handelte übergriffig

Insgesamt beliefen sich die Forderungen der beiden auf etwa 9,3 Millionen Euro. Das Gericht entschied jedoch, dass weder das Staatssekretariat noch das Amt des Revisors am damaligen Vorgehen der vatikanischen Gendarmerie beteiligt gewesen seien. 

Giovanni Angelo Becciu / © Paul Haring (KNA)
Giovanni Angelo Becciu / © Paul Haring ( KNA )

Die Gendarmerie unterstehe der Regierung (dem "Governatorat") des Vatikanstaates und nicht dem Heiligen Stuhl.

Der seinerzeit ebenfalls an den Vorgängen um die Entlassung von Milone und Pannico beteiligte Kardinal Angelo Becciu habe damals in Überschreitung seiner Kompetenzen gehandelt. 

Sinngemäß erklärte das Gericht, als Substitut des Staatssekretariats sei Becciu gar nicht befugt gewesen, sich in die Sache einzumischen.

Kritik gegen Revisor auch innerhalb des Vatikan 

Auch das Revisorenamt sei nicht beteiligt gewesen am Vorgehen der Gendarmen unter ihrem inzwischen vorzeitig pensionierten Hauptmann Domenico Giani. Dieser hatte seinerzeit die Verhaftungen, die Verhöre und die Beschlagnahmung von dienstlichen und privaten Unterlagen geleitet und war wegen seines harten Vorgehens auch innerhalb des Vatikans kritisiert worden.

Die mögliche Rufschädigung, die den Klägern durch Medienberichte über den Vorgang entstanden sei, haben sie nach Ansicht des Gerichts selbst zu verantworten, weil sie mit Interviews und Stellungnahmen an die Presse gingen. Der Vatikan habe lediglich ein neutral gehaltenes Kommunique über den gesamten Vorgang publiziert. 

Kläger müssen am Ende selbst Bußgeld zahlen

Das Gericht verurteilte Milone abschließend seinerseits zu einer Zahlung von fast 50.000 Euro an das Staatssekretariat und an seinen früheren Arbeitgeber, das Revisorenamt. Die Erben des verstorbenen Beschwerdeführers Pannico wurden zur Zahlung von knapp 65.000 Euro verurteilt.

Kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit

Die Einführung kirchlicher Verwaltungsgerichte ist nach Ansicht eines vatikanischen Kirchenjuristen möglich und auch wünschenswert. "Es wäre kein Problem, sie einzuführen. In Deutschland etwa haben wir die kirchlichen Arbeitsgerichte, die funktionieren gut", so Markus Graulich, Untersekretär im Päpstlichen Rat für Gesetzestexte.

Anwalt vor Gericht / © Indypendenz (shutterstock)
Quelle:
KNA