Der Missbrauch in den eigenen Reihen gehört wie das Amen zu Kirche! So hart muss man es formulieren, wenn man die aktuelle EKD-Missbrauchsstudie kennt. Jetzt hat es die Evangelische Kirche schwarz auf weiß. Auch die evangelischen Zahlen der Missbrauchstäter und Betroffenen sind erschreckend hoch. Wie schon vor gut fünf Jahren in der MHG Studie bei der katholischen Kirche. Auch wenn sich die Zahlen nicht eins zu eins vergleichen lassen: Hier wie Da ein erschreckendes - ein tieftrauriges Bild.
Wie schon bei der katholischen Kirche gehen die Wissenschaftler zudem davon aus, dass es neben den ermittelten Fällen ein sehr großes Dunkelfeld gibt. Man hat also jeweils nur die Spitze des Eisberges wissenschaftlich zu Gesicht bekommen. Dass die Evangelische Kirche zudem viel weniger Personalakten zur Verfügung stellte, als ihre katholischen Mitbrüder, macht die Sache nicht besser. Noch beschämender und betrüblicher wird alles, wenn man bedenkt, dass es für diese Aufklärung mehr als ein Jahrzehnt brauchte.
"Wir haben täterschützende Strukturen... Wir haben uns an unzähligen Menschen schuldig gemacht!" sagte die kommissarische EKD-Vorsitzende Bischöfin Kirsten Fehrs. Sätze, wie man sie von vielen Bischöfen der katholischen Kirche in den letzten Jahren kennt und leider schon gewohnt ist.
Wenn die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung beiden Kirchen einen katastrophalen Vertrauensverlust bescheinigte, so macht die jetzt veröffentlichte EKD-Missbrauchsstudie dies garantiert nicht besser. Wo Ansehen und Vertrauen aber im freien Fall sind, bleibt am Ende wie immer nur die Hoffnung. Die Hoffnung, dass man sich endlich an das Wort Jesu erinnert und es beherzigt: "Wer einem Kind Böses antut, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefsten Meer versenkt würde!" (Mt 18,6)
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur