Bischof Feige warnt bei Demo vor "Entmenschlichung"

"Dem Rechtsruck widersetzen"

Mehrere tausend Menschen kamen auf dem Domplatz zusammen und demonstrierten für Menschenrechte und gegen Rassismus und Ausgrenzung. Magdeburgs Bischöfe und Ministerpräsident Haseloff setzten bei der Demo Zeichen und fanden klare Worte.

Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg, spricht bei einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus am 17. Februar 2024 auf dem Domplatz in Magdeburg. / © Karin Wollschläger (KNA)
Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg, spricht bei einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus am 17. Februar 2024 auf dem Domplatz in Magdeburg. / © Karin Wollschläger ( KNA )

Bei einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus haben am Samstag in Magdeburg mehrere tausend Menschen für Menschenrechte und Demokratie demonstriert. Der katholische Bischof Gerhard Feige hat eindringlich vor "Rattenfängern", "Brandstiftern" und "zündelnden Biedermännern" gewarnt. "Ich fürchte weniger eine 'Überfremdung von außen' als eine 'Entmenschlichung von innen'", sagte Feige am Samstag beim Abschluss der Kundgebung vor mehreren tausend Menschen auf dem Magdeburger Domplatz. Nicht alle, die heutzutage demokratisch wählten oder gewählt würden, seien auch Demokraten.

Demonstranten stehen mit Plakaten vor dem Magdeburger Hauptbahnhof bei einer Demonstration gegen rechts. Mit der Demonstration wollen die Teilnehmer ein Zeichen des Widerstands gegen rechtsextreme Umtriebe setzen. / © Simon Kremer (dpa)
Demonstranten stehen mit Plakaten vor dem Magdeburger Hauptbahnhof bei einer Demonstration gegen rechts. Mit der Demonstration wollen die Teilnehmer ein Zeichen des Widerstands gegen rechtsextreme Umtriebe setzen. / © Simon Kremer ( dpa )

Es täten sich gesellschaftliche Abgründe auf, die er nicht mehr für möglich gehalten habe, so Feige weiter: "Immer mehr ahne ich, wie Menschen zu allen Zeiten - und damit auch heutzutage - verführt werden können." Er mahnte: "Lassen wir uns nicht von Feindbildern und Verschwörungsmythen beeindrucken! Fallen wir nicht auf Lügen, die Verkehrung von Tatsachen und das 'Gift der einfachen Lösungen' rein! Treten wir im Einsatz für die Menschenwürde jeglichem
Extremismus entgegen!"

Grundlegende Werte des Zusammenlebens verteidigen

Feige ging auch auf seine Rolle als Repräsentant der Kirche ein: "Sicher ist es als Kirchen nicht unsere spezifische Aufgabe, Tages- oder Parteienpolitik zu betreiben. Wenn es aber um die grundlegenden Werte unseres Zusammenlebens und das Gemeinwohl geht - die Unantastbarkeit der Würde eines jeden Menschen, Hilfe zur Selbsthilfe und Solidarität, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, Anstand und Respekt - lasse ich mir den Mund nicht verbieten."

Feige appellierte an alle Mitdemonstranten: "Lassen wir uns nicht von Feindbildern und Verschwörungsmythen beeindrucken! Fallen wir nicht auf Lügen, die Verkehrung von Tatsachen und das 'Gift der einfachen Lösungen' rein! Treten wir im Einsatz für die Menschenwürde jeglichem Extremismus entgegen! Setzen wir uns noch entschlossener für ein tolerantes und friedliches Miteinander ein - mit Herz und Verstand!"

Politik und evangelischer Bischof auch dabei

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte beim Abschluss der Kundgebung auf dem gut gefüllten Domplatz: "Wir müssen jede Form von Rassismus und Menschenfeindlichkeit bereits in ihren Anfängen bekämpfen." Grundwerte und Menschenwürde seien nicht verhandelbar.

Der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer sagte: "Rassismus, Judenfeindschaft, Hass und Hetze sind nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar. Wir stehen für Frieden, Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Solidarität." Der Magdeburger Dom, Wahrzeichen der Stadt, stehe für Vielfalt.

Kirchen an der Seite der Zivilgesellschaft

Zu der Demonstration unter dem Motto "Dem Rechtsruck widersetzen - Solidarisch. Vielfältig. Demokratisch" hatten Gewerkschaften, Kirchen, Parteien und Verbände aufgerufen. Das Bündnis will nach eigenen Angaben deutlich machen, dass sich die Mehrheit und Mitte der Gesellschaft weiterhin für demokratische Errungenschaften starkmacht. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbund nahmen bis zu 6.000 Menschen teil. Laut Polizei verlief die Demonstration ohne Zwischenfälle.

Quelle:
KNA