Der 66 jährige Zoltan Balog, leitender Bischof der reformierten Kirche in Ungarn, ist von seinem Amt als Präsident der Reformierten Synode zurückgetreten. Er erklärte am Freitag, mit diesem Schritt Schaden von seiner Kirche abwenden zu wollen und auch innerkirchlichen Konflikten vorzubeugen. Weiter sprach er von einer "politischen Hexenjagd".
Balog, einem langjährigen Weggefährten von Ministerpräsident Viktor Orban, wird vorgeworfen, er soll der bereits zurückgetretenen Staatspräsidentin Katalin Novak geraten haben, einen wegen Beihilfe zu sexuellem Missbrauch von Minderjährigen verurteilten Mann zu begnadigen.
Vertuschung pädophiler Straftaten
Noch am Dienstag hatte Balog erklärt, er werde im Amt bleiben. Zuvor hatte ihm die Synode mehrheitlich das Vertrauen ausgesprochen. Nun wurde der öffentliche Druck aber wohl doch zu groß.
Präsidentin Novak hatte bereits vor einer Woche ihr Amt niedergelegt. Sie hatte einen Mann begnadigt, der wegen Vertuschung pädophiler Straftaten verurteilt worden war. Gleichzeitig mit ihr kündigte auch Ex-Justizministerin Judit Varga an, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen.
Versteckt Orban sich?
Varga hatte die umstrittene Amnestieentscheidung als Ministerin gegengezeichnet. Laut ungarischen Medien soll aber auch Bischof Balog als damaliger Minister für Humanressourcen - Gesundheit, Soziales, Jugend, Bildung, Kultur und Sport - eine Schlüsselrolle gespielt haben.
Der Skandal zieht unterdessen immer weitere Kreise in den Kreisen der langjährigen Regierungspartei Fidesz. Der frühere Ehemann von Judit Varga, der Jurist und Manager Peter Magyar, selbst langjähriger Fidesz-Getreuer, sorgte zuletzt mit einem Interview für Aufsehen, in dem er Veruntreuung öffentlicher Gelder und Filz in der Regierungspartei kritisierte und diese als eine Art Familien-Clan darstellte. Der starke Mann Orban selbst, so Magyar, verstecke sich hinter dem Rücken von Frauen, namentlich seiner "Parteisoldatinnen" Novak und Varga.