Wochenimpuls: Impuls der Woche von Kardinal Woelki

Am Aschermittwoch ist alles vorbei

Am Aschermittwoch ist alles vorbei, so haben wir das in den vergangenen Karnevalstagen immer und immer wieder gesungen. Der Nubbel ist verbrannt. Und für manchen Jecken beginnt jetzt quasi so etwas wie eine lange, lange Wüstenwanderung, bis es dann am 11.11. um 11.11 Uhr endlich wieder heißen wird: Jetzt jeht et loss. Aber nun? Mit einem Mal ist da eine tief empfundene Leere… Und wenn wir dann auch noch heute am 1. Fastensonntag im Evangelium erfahren, dass Jesus in die Wüste geht, dann ist das im Grunde eine ganz ähnliche Erfahrung. Die Menschen damals, die mögen keinen Karneval gekannt haben, aber mit Sicherheit so etwas wie ein buntes Treiben. Es kann schon verdammt anstrengend sein, wenn dann gleichsam von einem Tag auf den anderen alle Reize wegfallen und man der Stille, der Leere und vielleicht sogar der Versuchung der Wüste ausgesetzt ist. Denn dafür steht die Wüste ja: für eine Stille, in der man das unruhige Herz laut denken und vielleicht sogar klagen und murren hört. Für einen Ort, der einen selbst und sein Leben in Frage stellt. Allerdings zeigt die Erfahrung: Nach einiger Zeit in der Stille wird das Herz ruhiger. Das Leben ordnet sich, der Blick auf das eigene Ich und im letzten auch auf Gott wird klarer. Der heutige Sonntag nimmt uns in gewisser Weise mit in die Wüste, um die vor uns liegenden 40 Tage der Fastenzeit in der Nähe Jesu zu verbringen. Sie bergen die Chance in sich, unser Leben wieder neu für Gott zu entscheiden und so unser Christsein zu vertiefen.

Ihr Rainer Woelki, Erzbischof von Köln

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