Umfangreiches NS-Raubgut in Literaturarchiv Weimar entdeckt

39 Briefe und ein Gedichtmanuskript

Der jüdische Sammler Beno Kaufmann hatte ein Faible für Handschriften der Weimarer Klassik. Er starb im KZ Theresienstadt und Teile seiner Sammlungen wanderten ins Archiv in Weimar. Nun wurden sie wiederentdeckt und zurückgegeben.

Im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar / © Martin Schutt/zb (dpa)
Im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar / © Martin Schutt/zb ( dpa )

Die Klassik Stiftung Weimar hat 41 historische Handschriften an die Erben eines jüdischen Sammlers zurückgegeben. "Es ist der bisher umfangreichste Fall von NS-Raubgut im Bestand des Goethe- und Schiller-Archivs", wie die Stiftung am Dienstag in Weimar mitteilte. 

Es handele sich um 39 Briefe und ein Gedichtmanuskript sowie eine Einlegemappe mit handschriftlichen Anmerkungen des Dresdner Sammlers Beno Kaufmann. Dieser wurde 1942 von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er im selben Jahr unter ungeklärten Umständen starb.

Durch NS-Finanzbehörden beschlagnahmt

Das Goethe- und Schiller-Archiv sowie die Thüringische Landesbibliothek Weimar, heute Teil der Klassik Stiftung Weimar, hatten die Handschriften demnach 1942 über einen Berliner Händler erworben. Recherchen hätten ergeben, dass Kaufmanns Sammlungen durch die NS-Finanzbehörden beschlagnahmt worden waren.

Auch in der Sächsischen Landesbibliothek, dem Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt am Main und im Landesarchiv Thüringen seien Handschriften aus der Sammlung Kaufmanns aufgefunden worden. Unter der Federführung der Klassik Stiftung Weimar seien insgesamt 66 Objekte restituiert worden. 

Teil des Funds ging an Nachfahren in den USA

Ein Brief und eine Einlegemappe wurden den Angaben zufolge Kaufmanns Nachfahren in den USA auf Wunsch zugesandt. Die restlichen Objekte wurden von den jeweiligen Einrichtungen angekauft und befinden sich jetzt rechtmäßig in deren Sammlungen.

Die Kirche und der Nationalsozialismus in Deutschland

Pflicht, Opfer, Vaterland: Als Hunderttausende katholischer deutscher Soldaten ab 1. September 1939 in den Zweiten Weltkrieg zogen, vermieden die meisten Bischöfe politische Stellungnahmen. Einzig der Münsteraner Bischof Clemens August von Galen rechtfertigte den Krieg unter Verweis auf den "ungerechten Gewaltfrieden" von Versailles 1918.

Turm der St. Matthiaskirche in Berlin (shutterstock)
Quelle:
KNA