DOMRADIO.DE: Sie sind mit einem Team aus dem Erzbistum Köln mit eigenem Stand auf dem Katholikentag vertreten. Was ist Ihr Ziel in Erfurt?
Dr. Christian Weingarten (Leiter des Fachbereichs Schöpfungsverantwortung im Erzbistum Köln): Zum einen wollen wir an unserem Stand über das informieren, was wir schon machen. Bei Veranstaltungen sitze ich aber auch auf einem Podium zum Thema Klimaneutralität von Kirchen.
Wir wollen das Wissen, das wir in den letzten Jahren aufgebaut haben, verbreiten. Ich fahre aber auch selber als lernender Mensch dahin, um zu gucken, was andere bei dem Thema machen.
DOMRADIO.DE: Beim Katholikentag spielen auch politische und Bildungsfaktoren eine Rolle, nicht nur das kirchliche Leben alleine. Welche Rolle spielt die Schöpfungsverantwortung, für die Sie sich einsetzen? Welche Rolle spielt das auf diesem Katholikentag?
Weingarten: Ich habe mir das Programm angeguckt und war überrascht. Es spielt eine starke Rolle, ohne dass es ein Schwerpunktthema ist. Das finde ich sehr spannend.
Es wird viel darüber diskutiert, was für eine Bedeutung die Bewahrung der Schöpfung für uns Christinnen und Christin hat. Was heißt das für uns konkret? Was heißt das in unserer Spiritualität? Was heißt das in unserem Konsum? Wo ist es vielleicht genug? Das finde ich schön.
In ganz vielen unterschiedlichen Bereichen wird das beleuchtet, ohne groß auf einem Podium zu fragen, ob wir Klimaschutz politisch brauchen oder nicht. Es entsteht das Gefühl, dass Kirchen ins Machen kommen. Es geht raus aus diesem starken Debattieren und es wird gesagt, was unsere Verantwortung als Christinnen und Christen ist und wie wir das umsetzen können.
DOMRADIO.DE: Dazu gibt es viele Veranstaltungen. Das Erzbistum Köln ist mit einem eigenen Stand vertreten. Das Motto des Stands lautet: "Schöpfungsverantwortung konkret." Was erwartet Katholikentagsbesucher an Ihrem Stand?
Weingarten: Zum einen wird dort eine große Wand sein. So wird bildlich und plakativ dargestellt, was Schöpfungsverantwortung für eine Kirchengemeinde heißt.
Darauf ist eine Kirche abgebildet, auf die man eine Fotovoltaik kleben kann oder in der man sich eine Wärmepumpe vorstellen kann. Die Beete, die vielleicht vorher gepflastert sind, können wieder zu einer schönen heimischen Blumenwiese umgewandelt werden. Es sind konkrete Dinge, wie Personen in Kirchengemeinden aktiv werden können.
Gleichzeitig werden große Bilder von Dingen zu sehen sein, die wir in dem Bereich schon umgesetzt haben. Zum Beispiel eine Photovoltaikanlage auf einer Kita oder eine schöne Blumenwiese.
Hoffentlich können wir zeigen, dass es eine große Freude sein kann, Schöpfungsverantwortung zu tragen. Das ist eine große Herausforderung. Es ist aber auch eine große Chance und dabei kann etwas Tolles rauskommen.
Wir hoffen, dass wir viele Menschen aus anderen Bistümern, die vielleicht noch gar nichts von unserer Arbeit wissen, anstecken können und die dann in einer Gemeinde mitmachen.
DOMRADIO.DE: Zum Katholikentag kommen auch prominente Menschen, die vielleicht was zu sagen haben. Kann das helfen?
Weingarten: Ja. Luisa Neubauer und Katrin Göring-Eckardt werden zum Beispiel an unserem Stand vertreten sein. In einem Gespräch wollen wir herauskitzeln, was deren Motivation ist. Es geht nicht um ihre politische Aktivität oder aktivistische Aktivität, sondern vielmehr um die Frage, warum diese Menschen das eigentlich machen. Warum bemühen sie sich trotz der großen Widerstände immer weiter? Das wird total spannend.
Es wird große Podien wie beim Thema "Genug ist genug!" geben. Expertinnen und Experten aus ganz verschiedenen Bereichen diskutieren bis hin zur ökologischen sozialen Marktwirtschaft. Die Frage, was uns etwas bringt und was nicht, wird ebenfalls beleuchtet. Es wird viel Prominenz da sein, gerade auch aus dem Bereich Umwelt und Klimaschutz.
DOMRADIO.DE: Es gibt eine Veranstaltung, die "Kirche(n) auf dem Weg zur Klimaneutralität. Welche Strategie führt weiter? Erfahrungen aus der Praxis" heißt. Da sind Sie und Nachhaltigkeitsreferenten aus anderen Bistümern dabei. Tauschen Sie sich über Ihre Arbeit aus?
Weingarten: Definitiv. Zum Glück ist dieses Netzwerk sehr gut. Es geht über die diözesane Ebene hinaus und ist ökumenisch. Wir kennen uns untereinander sehr gut. Ich würde es wie ein Klassentreffen bezeichnen.
In vielen Bistümern gibt es Personen, die noch Einzelkämpferin und Einzelkämpfer sind. Deswegen ist diese Vernetzung wichtig, um zu sehen, dass es jemand anderen gibt, der oder die auch schon aktiv ist. Die können einen dann auch unterstützen. Wenn ich in einem Loch bin, weil ich einfach nicht weiterkomme, können die sagen, versuche das und dann kommen wir wieder raus.
Das ist gegenseitige Motivation. Dafür ist ein Katholikentag wertvoll, damit diejenigen, die schon auf einem Weg sind, sich wieder gemeinsam motivieren können. Die fahren nach Hause und können mit noch stärkerer Power weitermachen.
DOMRADIO.DE: Wie ist das Erzbistum Köln mit dem Fachbereich Schöpfungsverantwortung aufgestellt, wenn man das mit den anderen abgleicht?
Weingarten: Personell sind wir, glaube ich, weit oben. Wir haben später begonnen. Das Erzbistum Freiburg ist schon seit 15 bis 20 Jahren aktiv dabei. Im Erzbistum Köln, muss man ehrlich sagen, sind es erst drei oder vier Jahre. Trotzdem haben wir in den letzten vier Jahren viel aufgeholt.
Ich finde es schön, dies an andere Bistümer und Landeskirchen weiterzugeben, die jetzt vielleicht noch am Anfang sind. Wir können ihnen zeigen, dass sie relativ schnell bei dem Thema vorwärtskommen und Dinge umsetzen können, wenn sie es authentisch und mit Willen anpacken. Für das Beispiel stehen wir als Erzbistum Köln in dieser diözesanen Landschaft.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.