Papst Franziskus schreibt seine Autobiografie

"Meine Geschichte in der Geschichte"

Papst Franziskus hat eine Autobiografie verfasst. Das Buch erscheint in der kommenden Woche. In einer Vorabveröffentlichung sind nun einige Passagen bekannt geworden. Dabei geht es um Rücktritt, Konklave und eine Schwärmerei.

Papst Franziskus geht an einem Stock / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus geht an einem Stock / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Angesichts seines angeschlagenen Gesundheitszustands wurde nach den Worten von Papst Franziskus im Vatikan bereits an ein neues Konklave - also die Wahl eines Nachfolgers - gedacht.

Während seiner Krankenhausaufenthalte im vergangenen Jahr habe es den ein oder anderen gegeben, "der lieber Wahlkampf betrieb und bereits an ein neues Konklave dachte", schrieb der 87-jährige Pontifex in seiner Autobiografie mit dem Titel "Leben. Meine Geschichte in der Geschichte", die am 19. März erscheint.

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Das Oberhaupt der katholischen Kirche musste im vergangenen Jahr zweimal in einer Klinik in Rom stationär behandelt werden. Zunächst wegen einer Lungenentzündung, später wurde er am offenen Bauch operiert. "Aber ganz ruhig, das ist menschlich, kein Grund, sich aufzuregen! Wenn der Papst im Krankenhaus liegt, macht man sich natürlich Gedanken, und es gibt immer jemanden, der aus Eigennutz oder gegen Geld in den Medien Spekulationen anstellt", so der Papst in dem Buch, das von der Verlagsgruppe Harper Collins veröffentlicht wird. 

Über einen Rücktritt habe Franziskus nie nachgedacht, betont er. Keinen Gedanken habe er daran verschwendet, denn das Papstamt sei für ihn eines auf Lebenszeit. Dies würde sich nur ändern, wenn eine gesundheitliche Beeinträchtigung einträte. Interne Gegner hätten zwar auf eine solche Ankündigung gewartet.

Für ihn stand das Thema aber nicht zur Debatte: "Doch das, ich wiederhole es, ist rein hypothetisch gesprochen, denn es gibt wirklich keinen Grund, der schwerwiegend genug wäre, um einen Rücktritt in Erwägung zu ziehen."

Benedikt XVI. wurde instrumentalisiert

Aus Sicht von Papst Franziskus ist sein Vorgänger Benedikt XVI. nach dessen Rücktritt instrumentalisiert worden. Der emeritiere Papst sei im Laufe der Jahre "von skrupellosen Leuten für ideologische und politische Zwecke instrumentalisiert" worden, schreibt Franziskus in seiner Autobiografie weiter. Auszüge veröffentlichte die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" bereits am Donnerstag.

Diese Leute hätten den Rücktritt des deutschen Papstes nicht akzeptiert und nur an ihren eigenen Vorteil gedacht, schreibt Franziskus weiter. Dabei hätten sie die "dramatische Möglichkeit" eines Bruchs innerhalb der Kirche unterschätzt.

Papst Franziskus bei Benedikt XVI. / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus bei Benedikt XVI. / © Romano Siciliani ( KNA )

Er habe Benedikt bald nach der Amtsübernahme in der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo besucht, so Franziskus. Der Emeritus hatte sich nach dem Rücktritt dorthin begeben. "Wir haben gemeinsam beschlossen, dass es für ihn besser wäre, nicht im Verborgenen zu leben, wie er zunächst angenommen hatte, sondern die Menschen zu sehen und am Leben der Kirche teilzunehmen", heißt es in den veröffentlichten Auszügen. "Leider hat das wenig genützt, denn in den letzten zehn Jahren hat es nicht an Kontroversen gefehlt, und das hat uns beiden geschadet."

Nach dem überraschenden Rücktritt von Benedikt XVI. wurde der argentinische Erzbischof Jorge Mario Bergoglio am 13. März 2013 zu dessen Nachfolger gewählt. Nach einem kurzen Aufenthalt in Castel Gandolfo lebte Benedikt relativ zurückgezogen im Vatikan. Hin und wieder sorgten seine Ausführungen für Aufsehen, etwa 2020, als er sich in einem Buch des konservativen Kardinals Robert Sarah zum Pflichtzölibat äußerte. Der deutsche Papst starb am Silvestertag 2022 mit 95 Jahren.

Vatikan ist eine absolute Monarchie

"Es stimmt, dass der Vatikan die letzte absolute Monarchie in Europa ist", schreibt Papst Franziskus in seiner Autobiografie weiter.

Im Konklave 2013, bei dem er zum Papst gewählt wurde, habe es einen großen Wunsch gegeben, "Dinge zu ändern, bestimmte Haltungen aufzugeben, die leider auch heute noch nicht verschwinden", schreibt Franziskus und beklagt: "Es gibt immer diejenigen, die versuchen, die Reform zu bremsen, diejenigen, die am liebsten in den Zeiten des Papst-Königs stecken bleiben würden."

Papst Franziskus / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Das Buch hat der 87-jährige Franziskus zusammen mit dem Journalisten Fabio Marchese Ragona verfasst. Der Papst schreibt sowohl über die Geschichte seiner Familie, die nach dem Ersten Weltkrieg von Italien nach Argentinien ausgewandert ist, über seine Freundin und eine Schwärmerei, die er als junger Mann hatte, aber vor allem über Ereignisse der Weltgeschichte und wie er diese erlebt hat.

Papst Franziskus erneuert in dem Buch auch seinen Appell gegen Schwangerschaftsabbrüche. "Ich werde nicht müde zu sagen, dass Abtreibung Mord ist, eine Straftat, es gibt keine anderen Worte", schreibt Franziskus. Der Papst verurteilt auch Leihmutterschaft als "eine unmenschliche und immer weiter verbreitete Praxis, die die Würde von Männern und Frauen bedroht und Kinder als Ware behandelt".

Das Leben des Jorge Mario Bergoglio/Franziskus

Franziskus ist der erste Papst der Kirchengeschichte aus Lateinamerika und der erste Jesuit im obersten Kirchenamt. Seine Wahl löste weltweit einen regelrechten Papst-Hype aus. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zeichnet zentrale Stationen seines Lebens und seiner bisherigen Amtszeit nach:

Papst Franziskus lächelt (Archiv) / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus lächelt (Archiv) / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
dpa , epd , KNA