DOMRADIO.DE: "Statio Männerwallfahrt zur Kalker Madonna". So lautet die offizielle Bezeichnung. Was ist eine "Statio"?
Msgr. Robert Kleine (Kölner Stadt- und Domdechant): "Statio" bedeutet zunächst schlicht "Statio". Man geht einen Weg und hält immer wieder inne. Oder man beginnt irgendwo und hat dann ein Ziel.
"Statio-Wallfahrt" heißt, dass es verschiedene Kirchen gibt, in denen man sich treffen kann. Dann geht man von einer zur anderen Kirche. Man kann also quasi an unterschiedlichen Orten dazukommen. Das Ganze endet dann in Köln-Kalk an der Kalker Kapelle. Da ist eine Mutter Gottes, zu der schon seit vielen Jahrhunderten gewallfahrtet wird. Mit allen zusammen geht man dann von Kalk zurück zum Kölner Dom. Da ist dann der Abschlussgottesdienst.
DOMRADIO.DE: Warum ist diese Wallfahrt am Samstag nur für Männer?
Kleine: Das ist eine Tradition. Es gibt auf der anderen Seite die Frauengemeinschaft kfd, die Frauengottesdienste macht.
Schon vor dem Zweiten Weltkrieg war die Idee entstanden, dass auch Männer, die ja sonst manchmal gar nicht so über ihren Glauben reden oder die zumindest damals etwas im Hintergrund waren, für ihren Glauben auf die Straße gehen.
Dieser "Schweigegang" hat es sogar in die Zeit des Nationalsozialismus hineingeschafft. Da ist das als Bekenntnis erhalten geblieben und hatte unterschiedliche Namen. Das hieß mal "Schweigegang", denn da wird nicht groß geredet, sondern der Weg wird schweigend gegangen. Es hieß mal "Bußgang" und jetzt ist es eben die "Männerwallfahrt". Schließlich ist Wallfahren ja "in".
Man geht also gemeinsam. Natürlich kann man nach dem Gottesdienst miteinander ins Gespräch kommen. Aber es soll eigentlich ein Zeichen sein, dass wir gemeinsam in dieser besonderen Zeit vor dem Passionssonntag auf die Straße gehen und eine Gemeinschaft mal nur mit Männern bilden.
DOMRADIO.DE: Das Motto lautet: "Wir möchten Jesus sehen". Wie genau ist das gemeint?
Kleine: Das Leitwort ist jedes Jahr ein anderes. "Wir möchten Jesus sehen" ist aus dem Johannesevangelium. Da kommen Pilger nach Jerusalem, die das zu den Jüngern sagen. Die haben von Jesus gehört und möchten ihn kennenlernen. Eigentlich ist das auch die Einladung, sich mit Christus zu befassen, ihn kennenzulernen.
Vielleicht steht ja auch der eine oder andere am Rand, der guckt und sich fragt, was dieser "Schweigegang" denn zu bedeuten hat. Warum gehen die hier entlang, ohne etwas zu sagen?
Es gibt nun auch ein Banner, das vorweg getragen wird. Da steht "Männerwallfahrt" drauf. Es gab nämlich schon mal Fragen, ob da jemand gestorben sei oder ob das eine Demo sei. Mit dem Banner zeigen aber nicht nur, dass wir eine Wallfahrt machen, sondern es darf sich natürlich auch gerne jeder anschließen.
DOMRADIO.DE: Die Männer treffen sich von verschiedenen Stationen kommend an der Kalker Madonna, dann geht es zum Dom. Kenner wissen, dass man über eine Brücke laufen muss, es sind etwa vier bis fünf Kilometer. Wie gut zu Fuß muss man denn sein?
Kleine: Man könnte auch zum Beispiel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln direkt zur Kalker Kapelle kommen. Wenn man sich das auf dem Stadtplan anguckt, ist es schon ein Stück, aber es ist zu bewältigen.
Zwischendurch findet an der Kalker Kapelle auch ein kleiner Wortgottesdienst statt. Da steht man dann. Man muss schon gucken, dass man gut zu Fuß ist. Ich warte zum Beispiel am Ende an der Deutzer Brücke und gehe nur auf der linksrheinischen Seite über den Alter Markt zum Dom. Die genauen Ablaufzeiten und "Statio Gottesdienste" findet man auf schweigegang.de. Natürlich kann man auch erst um 22:15 Uhr in den Kölner Dom kommen und da die Messe feiern.
Da können natürlich auch die Frauen mitkommen. Ich würde mich freuen, wenn es auch in diesem Jahr wieder ein Zeichen in der Fastenzeit ist. Wir gehen und denken etwas darüber nach, wer Jesus eigentlich in meinem Leben ist.
DOMRADIO.DE: Abends im Dunkeln in großer Gruppe auf den beleuchteten Dom zuzugehen, ist bestimmt bewegend, oder?
Kleine: Ja. Es werden alle Sinne angesprochen. Man hört auch den "dicken Pitter" (Petersglock des Kölner Doms, Anm. d. Red.), denn wenn wir über die Deutzer Brücke gehen, wird normalerweise schon geläutet. Das ist wirklich ein sehr schönes Erlebnis, auch in den dann ruhigen Dom zu kommen und da Eucharistie zu feiern.
Das Interview führte Heike Sicconi.