Papst Franziskus rät im Leben zu einem rechten Maß. "Wie viele Menschen, die unersättlich alles ausprobieren wollten, haben dabei den Geschmack an allem verloren!", sagte der Papst bei der Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz. Besser sei es, das richtige Maß zu finden: "Um beispielsweise einen guten Wein zu genießen, ist es besser, ihn in kleinen Schlucken zu probieren, anstatt ihn in einem Zug zu verschlingen", so der Argentinier.
Zu besonderer Mäßigung rief er die Menschen im Umgang mit anderen auf. Besonders im Familienleben, wo die Hemmschwelle sinke, laufe man Gefahr, Spannungen, Gereiztheit und Wut nicht unter Kontrolle zu halten. Es gebe eine Zeit zum Reden und eine zum Schweigen, aber beides erfordere das richtige Maß, so der 87-Jährige, der mit vier Geschwistern aufgewachsen ist.
Papst: Manchmal soll man sich empören
Maßvoll zu sein bedeute jedoch nicht, allem mit einem Lächeln zu begegnen. Tatsächlich sei es manchmal notwendig, sich zu empören. Dabei sei aber ein zurechtweisendes Wort manchmal gesünder als ein säuerliches, boshaftes Schweigen. Ein ausgeglichener Mensch wisse zwar, dass nichts unangenehmer sei, als einen anderen zu korrigieren.
Zugleich wisse er aber auch um diese Notwendigkeit - denn sonst lasse man dem Bösen freien Lauf. «Er bekennt sich zu absoluten Prinzipien, tritt für nicht verhandelbare Werte ein, aber er weiß es auch, Menschen zu verstehen und Empathie für sie zu zeigen», so Franziskus.
Gleichgewicht als wertvolle und seltene Eigenschaft
Das Gleichgewicht sei eine ebenso wertvolle wie seltene Eigenschaft, die Mäßigung mache keinesfalls fad und freudlos. «Im Gegenteil, sie lässt einen die Güter des Lebens besser genießen: das Zusammensein bei Tisch, die Zärtlichkeit bestimmter Freundschaften, das Vertrauen weiser Menschen, das Staunen über die Schönheit der Schöpfung», fasste der Papst abschließend zusammen.