Dieser Tage habe ich ein interessantes Video gesehen. Ein junger Mann erzählt darin, dass er im Zug lebt. Also er ist ständig unterwegs, hat eine Bahncard 100, die ihm das für 6.000 Euro im Jahr möglich macht. Er hat alles, was er braucht in einem 30 Liter-Rucksack und arbeitet und schläft in den ICEs unterwegs. Wäsche waschen und sich duschen ist etwas schwierig, und wenn er große Sehnsucht danach hat, geht er in ein Schwimmbad in Bahnhofsnähe. Essen kann er in den DB-Lounges und dank Bahncard 100 ist das alles im Preis drin. Er arbeitet im Zug, weil er in einer IT-Softwareentwicklungsfirma arbeitet wo es egal ist, wo er am Computer sitzt.
Ich habe mir das mit offenem Mund angeschaut und war echt sprachlos. Er sah zufrieden, gut situiert und gepflegt aus und ich hätte ihn in einem angesagten Startup-Wohnviertel in Frankfurt am Main oder in der Dresdner Neustadt vermutet. Ein Elternhaus hat er und manchmal ist er auch mal eine Nacht dort.
Franziskus von Assisi, der mir sofort dazu eingefallen ist, hat seinen immer zahlreicher werdenden Brüdern immer wieder gesagt: Wenn ihr hinausgeht um zu predigen, denkt daran, die Welt ist unser Kloster. Das bedeutete nicht, dass sie heimatlose Gesellen sein sollten, sondern eher anders herum: Sie sollten Christen sein, die ihre Kreise nicht zu klein ziehen, die niemanden von ihrer Lebensweise ausschließen und auch nicht eng denken sollen. Kein Thema, kein Problem, keine Sorge, die die Menschen haben, sollen sie unbeachtet lassen und sich deshalb immer in alles einmischen, was hilft, den Mitmenschen in ihrem aktuellen Umkreis ein Leben in Würde möglich zu machen.
Ich kann mir nicht vorstellen im Zug zu leben, aber ich hoffe für mich und für Sie, dass wir unsere Kreise nicht eng ziehen sondern weit und offen bleiben für Gottes Menschen und ihre Anliegen.