Marienerscheinungen zählen seit dem 18. Jahrhundert zu den "Privatoffenbarungen". Laut Katechismus steht es jedem Katholiken frei, an Privatoffenbarungen zu glauben oder nicht - auch wenn die Kirche sie als gesichert ansieht. Experten sehen die Erscheinungen in Zusammenhang mit wirtschaftlichen und politischen Krisen: Hungersnöten, Seuchen, Missernten.
Eine Häufung gibt es in den 1850er und 1870er Jahren, im Ersten Weltkrieg und Anfang der 1930er Jahre. Zur Veröffentlichung neuer Vatikan-Normen zum Umgang mit dem Phänomen wandert die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) einige Erscheinungsorte und -zeiten ab:
41: Marienerscheinungen lassen sich bis ins frühe Christentum zurückverfolgen. So soll Maria im Jahr 41 dem heiligen Jakobus auf einer Säule erschienen sein. Das gesamte christliche Mittelalter hindurch blieb der typische Marien-Visionär männlich, erwachsen, zumeist Kleriker. Das ändert sich in der Neuzeit grundlegend.
1531 erscheint dem Indio Juan Diego Cuauhtlatoatzin (1474-1548) in Guadalupe am nördlichen Rand von Mexiko-Stadt viermal eine schöne Frau, die sich als "Maria, die Mutter des einzig wahren Gottes" bezeichnet.
1846: Im 19. Jahrhundert sind meist Mädchen oder Hirtenkinder aus dem einfachen Volk die "Seher". Der Ort ist meist einsam gelegen, wie im französischen Alpendorf La Salette, wo Maria sich 1846 zeigt.
1858: In dem kleinen Pyrenäendorf Lourdes erscheint dem 14-jährigen Hirtenmädchen Bernadette Soubirous (1844-1879) insgesamt 18 Mal Maria. Laut den Berichten des Mädchens weist die als "weiße Dame" und als "Unbefleckte Empfängnis" auftretende Gottesmutter sie an, Wasser aus einer Quelle zu trinken, Buße zu tun und eine Kapelle zu bauen. Lourdes wird stilbildend für die folgenden Erscheinungen.
1871: In Pontmain am Rand der Bretagne erscheint Maria in aussichtsloser Kriegslage mehreren Kindern; die Erwachsenen des Dorfes können die Gottesmutter nicht sehen. Doch sie verspricht eine baldige Erhörung ihrer Hoffnungen; ihr Sohn habe sich erweichen lassen. Der Deutsch-Französische Krieg endet wenige Tage später.
1876: Im saarländischen Marpingen berichten drei Kinder des Dorfes von Erscheinungen und ziehen damit binnen einer Woche Zehntausende in den Härtelwald. Reichskanzler Bismarck lässt das preußische Heer aufmarschieren und sperrt den Zugang zum Wald. Nachdem ein Historiker 1997 die fast vergessene Geschichte des deutschen Lourdes aus dem Schatten der Vergangenheit holte, finden sich 1999 drei neue Seherinnen von Marpingen. Eine kirchliche Anerkennung bleibt aus.
1917: Fatima ist der berühmteste Wallfahrtsort Portugals. Dort berichten drei Hirtenkinder im Alter von sieben bis zehn Jahren, ihnen sei mehrfach die Gottesmutter erschienen. Das Ereignis wiederholt sich im Monatsrhythmus über ein halbes Jahr. Am 13. Oktober 1917 kommen mehrere zehntausend Menschen und beobachten ein unerklärliches Sonnenphänomen. Danach hören die Erscheinungen auf. 1930 werden die Visionen von Fatima kirchlich anerkannt.
1932/33: Maria erscheint zweimal im Osten Belgiens, in Beauraing und Banneux, und fordert wie immer: "Betet viel!" Seitdem ist keiner weiteren Erscheinung die offizielle Genehmigung zuteilgeworden.
1953: "Weinende Madonna": Die Tränen einer Statue der Gottesmutter in Syrakus (Sizilien) werden als unerklärliches Phänomen eingestuft. Seitdem treten in Italien, aber auch in Deutschland und anderen Ländern bis heute immer wieder weinende Madonnen auf. Allermeist ist dies aber wissenschaftlich zu erklären.
1981: Ein besonderer Fall ist Medjugorje in Bosnien-Herzegowina. Hier dauern die angeblichen Erscheinungen nach Darstellung der Seher bis heute an und gehen in die Zehntausende. Der Vatikan zögert bis heute mit einer offiziellen Anerkennung, erlaubte aber 2019 offizielle Wallfahrten. (Quelle: KNA/ 17.05.2024)