Katholische Kirche in China

Gottesdienst in Peking
 / © Gilles Sabrie (KNA)
Gottesdienst in Peking / © Gilles Sabrie ( KNA )

Nach Schätzungen von Experten sind rund 10 Millionen der knapp 1,4 Milliarden Einwohner der Volksrepublik China Katholiken; die Behörden verzeichnen jedoch offiziell lediglich gut 6 Millionen. Das US-Forschungsinstitut Pew geht von 9 Millionen aus. Als kleine Minderheit haben die Katholiken mit rund 100 Diözesen dennoch landesweit funktionierende Kirchenstrukturen.

Eine große Besonderheit des chinesischen Katholizismus ist die Teilung in zwei Gruppierungen. Neben einer regimenahen und staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in Gemeinschaft mit dem Vatikan.

Die "patriotischen Christen" dürfen seit 1957 beziehungsweise wieder seit Ende der chinesischen "Kulturrevolution" (1966-1976) mit staatlicher Erlaubnis aktiv sein. Gegen die Mitglieder der Untergrundkirche kommt es immer wieder zu staatlichen Sanktionen. Priester und Bischöfe werden verhaftet oder verhört. Die Untergrundkatholiken erhalten auch keine Erlaubnis zum Bau von Kirchen oder für Jugendarbeit.

Seit der kommunistischen Machtübernahme in Peking 1949 gibt es bis heute keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl. Eine Frage dabei ist die chinesische Forderung, Rom müsse zuerst seine Kontakte zu Taiwan abbrechen.

Ein anderer langjähriger Streitpunkt sind die Bischofsernennungen. Im September 2018 schloss der Vatikan mit Peking dafür ein vorläufiges Abkommen, das 2020 und 2022 verlängert wurde. In diesem Zusammenhang erkannte Papst Franziskus alle ohne seine Zustimmung geweihten Bischöfe an.

Die Zahl der Bischöfe in China lag laut der Diözese Hongkong Ende 2020 bei rund 100, von denen 80 im Amt seien. Der offiziellen, staatlich registrierten Kirche gehörten damals 72 Bischöfe an (66 im Amt), der sogenannten Untergrundkirche seien 27 zuzurechnen (14 im Amt). Das Verhältnis verändert sich weiter in Richtung "Patriotischer Vereinigung".

Der Vatikan hat in den beiden vergangenen Jahrzehnten wiederholt Angebote formuliert, um die Beziehungen zu verbessern. Teile der chinesischen Katholiken warnen jedoch eindringlich, der Vatikan drohe sich von Peking über den Tisch ziehen zu lassen. Immer mehr Untergrund-Katholiken sehen sich gezwungen, zur "Patriotischen Vereinigung" überzutreten. (KNA)