Timmerevers führte am Mittwoch in Dresden aus: "Wer Migration steuern will, darf vor lauter Ordnungswillen die Humanität nicht vergessen. Wer Waffen liefert, muss den Frieden suchen wollen. Und wer die Selbstbestimmungsmöglichkeiten am Anfang und am Ende des Lebens liberalisiert, muss auch die Würde derer im Blick behalten, die nicht selbst für sich einstehen können."
Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland trat am 23. Mai 1949 in Kraft. Der erste Artikel lautet: «Die Würde des Menschen ist unantastbar." Timmerevers erklärte: "Die Mütter und Väter des Grundgesetzes haben damit vor dem Hintergrund unserer Geschichte ein festes Fundament geschaffen, das Christentum und Aufklärung, Glaube und Vernunft verbindet", sagte der Bischof. Er sei dankbar dafür.
Besonnenes Handeln aller
Das Grundgesetz schaffe einen guten gesetzlichen Rahmen für die Menschenwürde. "Aber für den Alltag braucht dieser Rahmen das kluge und besonnene Handeln aller. In einer liberalen Demokratie füllen Werte und Tugenden das Agieren innerhalb von Gesetzen", sagte Timmerevers. "Unser christliches Wertegerüst ist ein Angebot in einer pluralisierten Gesellschaft, um unser Land menschenwürdig und lebenswert zu gestalten."
Fast 35 Jahre nach dem Ende der deutsch-deutschen Teilung erlebe er das Grundgesetz mehr denn je als eine tragfähige Grundlage, um den Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft zu begegnen, betonte der Bischof. "Wir sollten dieses Jubiläum nutzen, um als Gesellschaft näher zueinander zu kommen und auf das zu schauen, was uns verbindet - in Ost und West, zwischen Jung und Alt, über alle Einkommensschichten hinweg."