Düsseldorfer Stadtdechant ermuntert zur Wahlbeteiligung

"Wir können dankbar für dieses Europa sein"

Die Kirche in Düsseldorf ermutigt dazu, am Sonntag zur Europawahl zu gehen. Demokratisch abzustimmen sei wichtig, gerade weil sich Menschen Zukunftssorgen machten, sagt der Düsseldorfer Stadtdechant Frank Heidkamp.

Europa-Fahnen vor dem EU-Parlament in Brüssel / © symbiot (shutterstock)
Europa-Fahnen vor dem EU-Parlament in Brüssel / © symbiot ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Die Kirchen in Deutschland haben die Bürger zur Teilnahme an der Europawahl aufgerufen. Warum dürfen wir uns diese Wahl bloß nicht entgehen lassen? 

Pfarrer Frank Heidkamp (Katholische Kirche Düsseldorf)

Frank Heidkamp (Düsseldorfer Stadtdechant): Wir als Christen leben ja nicht außerhalb dieser Welt, sondern mitten in der Welt. Und wir sollen Zeichen setzen. Wir haben eine bestimmte Haltung, nämlich für Demokratie, für Toleranz und Vielfalt. Wir sind gefragt, dies auch bei dieser Wahl deutlich zu machen. 

Frank Heidkamp

"Demokratie heißt, gegen jeden Fanatismus zu sein, gegen Antisemitismus."

DOMRADIO.DE: Die christlichen Kirchen treten in ihrem Wahlaufruf entschieden jeder Form von Extremismus entgegen. Wie sollte denn eine europäische Politik in Zukunft aussehen, damit sie auch mit christlichen und menschenrechtlichen Aspekten vereinbar ist? 

Heidkamp: Das Entscheidende ist, dass wir uns für das Miteinander einsetzen. Demokratie heißt, gegen jeden Fanatismus zu sein, gegen Antisemitismus. Dafür gibt es Parteien, die in meinen Augen geeignet sind, das in die Tat umzusetzen. 

DOMRADIO.DE: Trotzdem ist für viele die Europawahl eine der weniger wichtigen Urnengänge, weil die EU gedanklich "weit weg" ist. Was entgegnen Sie denen? 

Wahlplakate zur Europawahl / © Daniel Bockwoldt (dpa)
Wahlplakate zur Europawahl / © Daniel Bockwoldt ( dpa )

Heidkamp: Wir können dankbar für dieses Europa sein, was sich im Miteinander widerspiegelt. Es werden 720 Parlamentsmitglieder gewählt, davon entsendet Deutschland 96. Die könnten ein klares Zeichen für das Miteinander setzen. Ich glaube, dass im Europäischen Parlament viele Entscheidungen gefällt werden, die auch für uns wichtig und gut sind. 

DOMRADIO.DE: Was meinen Sie konkret? 

Heidkamp: Das sind zum Beispiel Regelungen, die den Binnenmarkt in Europa gestalten. Was die Wirtschaft angeht, ist der Binnenmarkt durch Europa so groß, dass unter anderem auch Arbeitsplätze für uns in Deutschland dadurch umgesetzt werden. 

Frank Heidkamp

"Wir müssen als Bürgerinnen und Bürger, als Christinnen und Christen ganz klare Zeichen setzen."

DOMRADIO.DE: In den vergangenen Tagen und auch Wochen hat es in Deutschland viele Demonstrationen für Demokratie und gegen rechte Parteien wie zum Beispiel die AfD gegeben. Wie nehmen Sie diese Signale aus der Bevölkerung wahr? 

Heidkamp: Ich mache mir schon Sorgen, dass es einen gewissen Grundgehalt gibt, der anscheinend Antisemitismus fördert. Das bedauere ich sehr und hätte das auch nicht so gedacht. Dagegen müssen wir als Bürgerinnen und Bürger, als Christinnen und Christen angehen und ganz klare Zeichen setzen. Wir brauchen eine Haltung für Demokratie und gegen Intoleranz. 

DOMRADIO.DE: Mit welchen Fragen, mit welchen Sorgen kommen die Menschen zu Ihnen? 

Heidkamp: Natürlich macht man sich Gedanken, wie die Zukunft aussehen wird. Das Thema der Arbeitsplätze spielt eine Rolle. Eine große Frage ist für viele, wie es mit den Kindertageseinrichtungen aussieht. Wird sich die katholische Kirche noch weiterhin dafür einsetzen?

Dann sind die Unwetter und die Nachhaltigkeit Themen. Insofern gibt es viele Themen, die uns beschäftigen. Da sollten wir gemeinsam rangehen. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Europawahl

Alle 5 Jahre wählen die Bürger und Bürgerinnen der Europäischen Union (EU) ein neues Europäisches Parlament. Alle, die wählen gehen, entscheiden mit, wer die Bürger und Bürgerinnen im Europäischen Parlament vertritt. Gewählt wird in allen Staaten der EU.

Vor der Europawahl / © Boris Roessler (dpa)
Vor der Europawahl / © Boris Roessler ( dpa )
Quelle:
DR