Der Exekutivausschuss traf sich vom 6. bis 11. Juni in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota.
Zudem spricht sich der Ausschuss für verstärkte Bemühungen um den Klimaschutz aus und verlangt von seinen Mitgliedskirchen, mehr Druck auszuüben.
Forderung nach dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen
Mit Blick auf Nahost fordert das Gremium alle beteiligten Parteien auf, "sich unverzüglich zu einem dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen zu verpflichten, den ungehinderten humanitären Zugang von allen Grenzen aus und die Lieferung ausreichender Mengen an Hilfsgütern für alle Bedürftigen zu gewährleisten und sich an sinnvollen politischen Prozessen zu beteiligen, die es den Völkern der Region ermöglichen, in Frieden und Würde zu leben."
Der Ausschuss weist daraufhin, dass inzwischen mehr als 36.000 Menschen ums Leben gekommen sind, davon mehr als zwei Drittel Kinder und Frauen. Über 83 Prozent der Bevölkerung seien vertrieben worden. Medizinische, schulische und sonstige zivile Infrastrukturen seien vollständig zerstört. Ebenso mehr als die Hälfte aller Häuser, und damit über eine Million Menschen obdachlos.
"Fehlender Respekt vor Grundprinzipien"
Das Leid sei auf die "von Willkür geprägten israelischen Militäraktionen im Gebiet und den fehlenden Respekt vor den Grundprinzipien des humanitären Völkerrechts und der Moral" zurückzuführen, so die Erklärung, die zugleich den Hamas-Angriff vom 7. Oktober vergangenen Jahres verurteilt.
Von Russland fordert das Gremium in einer Protokollnotiz ein "Ende der Invasion und der Besetzung von ukrainischem Territorium sowie eine Wiederherstellung des Friedens in der Region." Zudem heißt es in dem Text: "Wir appellieren an die Regierungen von Russland und der Ukraine, das grundlegende Menschenrecht und moralische Recht auf Kriegsdienstverweigerung auch in Kriegszeiten zu respektieren."
Klimakrise ist größte Bedrohung der Menschheit
Die größte Bedrohung der Menschheit ist nach Ansicht des Ausschusses die Klimakrise. In seiner Klimaerklärung verweist der Kirchenrat auf die zunehmend häufigeren extremen Wetterereignisse und den beschleunigten Verlust der Artenvielfalt.
Die Fortschritte der Regierungen bei der Erreichung der Biodiversitätsziele von Kunming-Montreal (2022) und der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens (2015) seien unzureichend und zu langsam.
"Darüber hinaus stellt die fortlaufende Kommerzialisierung der Klimakrise durch unrealistische Vorhaben, die auf Profit ausgerichtet sind anstatt echte Lösungen zu verfolgen, das Wohl der gesamten Schöpfung aufs Spiel."
Von indigenen Spiritualitäten und Praktiken lernen
Das Gremium lobt die kolumbianische Regierung, weil sie die Abholzung von Wäldern und den Verlust der Biodiversität bekämpfe und einen Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe unterstütze. Die Kirchen ruft der Ausschuss dazu auf, von indigenen Spiritualitäten und Praktiken zu lernen, die die biologische Vielfalt und das Klima schützen.
Der Exekutivausschuss tagte auf Einladung der Presbyterianischen Kirche von Kolumbien, in dem seit mehr als 50 Jahren ein bewaffneter Konflikt zwischen verschiedenen Gruppen ausgetragen wird. Die Wahl des Ortes sei Teil der Mission des Weltkirchenrats, erklärte der Vorsitzende des Zentralausschusses, Heinrich Bedford-Strohm.
"Wir wissen, welch wichtige Rolle die Kirchen in dem Friedensprozess spielen und wir sind bereit, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um all diejenigen zu unterstützen, die sich dafür einsetzen, den Konflikt und die Gewalt in Kolumbien zu überwinden."
Dem Weltkirchenrat gehören derzeit rund 350 Kirchen und kirchliche Gemeinschaften in mehr als 110 Ländern an. Er repräsentiert nach eigenen Angaben rund 580 Millionen Christen.