Wochenimpuls: Impuls der Woche von Kardinal Woelki

Weltflüchtlingstag 20. Juni

Wir vergessen es häufig nur allzu schnell: auch Gott war Flüchtling. Kaum ist Jesus, sein Sohn, geboren, müssen seine Eltern mit ihm nach Ägypten fliehen. In großer Sorge um ihn. Denn in Bethlehem lässt damals Herodes aus Angst vor einem neuen König, der da geboren werden soll, alle neugeborenen Jungen umbringen.

Jesus, Maria und Josef fliehen vor diesem Terror. Sie teilen damit bis heute mit vielen das Trauma von Flucht und Exil und somit das Schicksal von Millionen von Menschen. Über 114 Millionen sind es, die gegenwärtig auf der Flucht sind, entweder im eigenen Land als Binnenvertriebene oder als Schutzsuchende, meist in den Nachbarländern der Krisenregionen. Es ist die größte Zahl an Vertriebenen, die je registriert wurde. Und jedes Jahr kommen mehr dazu. Männer, Frauen und vor allem: Kinder.  

Als ich 2015 die „Aktion Neue Nachbarn“, die Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln, ins Leben rief, war mir bewusst, wie überlebensnotwendig dieses Hilfsprojekt auf Jahre hinaus für viele Menschen, die bei uns eine neue Heimat gefunden haben, sein wird. Am kommenden Donnerstag ist wieder Weltflüchtlingstag. Deshalb will ich heute von Herzen „Danke sagen“, all denen, die sich mit unvermindertem Einsatz - viele über lange Jahre hinweg und trotz eines inzwischen vielerorts spürbar gewordenen politischen und gesamtgesellschaftlichen Gegenwindes - unermüdlich für Geflüchtete einsetzen. Danke dafür!

Und lassen Sie sich durch nichts darin entmutigen. Der Weltflüchtlingstag appelliert an unser aller Mitmenschlichkeit und ruft uns in Erinnerung: Menschenliebe, Nächstenliebe ist Gottes-, ist Christusliebe. Denn: „Was ihr für einen meiner geringsten (Schwestern und) Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40).

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln

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