Alleinerziehende weiter am stärksten von Armut bedroht

Alleinerziehende: Besonders armutsgefährdet  / © Marcel Kusch (dpa)
Alleinerziehende: Besonders armutsgefährdet / © Marcel Kusch ( dpa )

Alleinerziehende Familien sind laut einem Bericht der Bertelsmann-Stiftung nach wie vor die am stärksten von Armut betroffene Familienform in Deutschland. Daran habe sich seit Jahren nichts geändert, heißt es in der am Dienstag in Gütersloh veröffentlichten Analyse. Demnach waren im vergangenen Jahr fast 700.000 alleinerziehenden Familien armutsgefährdet. Das sind 41 Prozent. Bei Paarfamilien waren es zwischen 8 Prozent (bei einem Kind) und 30 Prozent (bei drei und mehr Kindern).

Als armutsgefährdet gelten in dem Bericht Haushalte, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt. Er trägt den Titel "Alleinerziehende in Deutschland" und beruht unter anderem auf Daten des Statistischen Bundesamts.

Bremen und Bayern sind die Extreme

Am häufigsten von Armut betroffen waren den Angaben zufolge Alleinerziehende in Bremen (55,1 Prozent). In Bayern lag die Quote mit 31,6 Prozent am niedrigsten.

Insgesamt leben hierzulande 1,7 Millionen alleinerziehende Familien mit minderjährigen Kindern, wie es heißt. Das sei jede fünfte Familie. Ihre Zahl sei in den vergangenen Jahren leicht angestiegen - auch aufgrund des Zuzugs von ukrainischen Geflüchteten.

Der Anteil alleinerziehender Väter ist laut der Analyse gestiegen und lag 2023 bei 18 Prozent. Doch noch immer seien gut 80 Prozent der Alleinerziehenden Frauen. Sie seien deutlich häufiger von Armut betroffen, müssten öfter Sozialleistungen beziehen und hätten ein höheres Risiko für Altersarmut.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig

Um die Lage für Alleinerziehende zu verbessern, empfiehlt die Bertelsmann-Stiftung, ihnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Dazu gehörten sowohl die notwendige Infrastruktur in Form guter Kitaplätze und verlässlicher Ganztagsbetreuung in der Schule als auch flexiblere Arbeitszeitmodelle seitens der Unternehmen. Zudem solle die Politik Anreize für Väter erhöhen, mehr Verantwortung für ihre Kinder und Erziehungsabeit zu übernehmen - und das nicht erst nach einer Trennung. Schließlich brauche es eine wirksamere finanzielle Unterstützung.

Der aktuelle Gesetzesentwurf zur Kindergrundsicherung ist laut Sarah Menne, Co-Autorin des Berichts, nur ein erster Schritt. Er werde vor allem die Situation von Alleinerziehenden im Bürgergeldbezug verbessern. Aber: "In der jetzigen Form wird die Kindergrundsicherung bei Weitem nicht reichen, um alleinerziehende Familien aus der Armutsfalle zu befreien."