Stückl bekommt für Oberammergauer Passion 2030 Konkurrenz

Spielleiter gibt sich kämpferisch

Das Spiel vom Leiden und Sterben Jesu Christi fasziniert Christian Stückl seit Kindheitstagen. Vier Mal hat er es inszeniert. 2030 will er wieder ran. Doch es gibt Konkurrenz. Der Gemeinderat entscheidet über die nächste Spielleitung.

Christian Stückl / © Angelika Warmuth (dpa)
Christian Stückl / © Angelika Warmuth ( dpa )

Der viermalige Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele, Christian Stückl (62), will diese auch 2030 inszenieren. "Da hängt mein ganzes Leben dran", sagte Stückl der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag) und kündigte an, dafür kämpfen zu wollen. Er habe das Gefühl, "dass noch nicht alles getan ist".

Oberammergauer Passionsspiele / © Dieter Mayr (KNA)
Oberammergauer Passionsspiele / © Dieter Mayr ( KNA )

Ob der Regisseur wieder zum Zug kommt, hängt von einem neuen Verfahren ab. Dieses hat der Oberammergauer Gemeinderat im Juni mit 15 zu 3 Stimmen beschlossen. Bewerbungen sind bis Ende 2024 möglich.

Bis 31. März 2025 soll es eine Bürgerversammlung geben, bei der vom Gemeinderat ausgewählte Personen ihre Ideen und Konzepte öffentlich vorstellen. In den zwei Folgemonaten will der Gemeinderat über die nächste Spielleitung entscheiden.

"Es wird spannend"

Angesprochen auf das Vorgehen sagte Stückl, dass ihn dies getroffen habe. Denn: "Da hängt für mich so wahnsinnig viel dran. Ich arbeite dafür - auch für das Sommertheater - immer hart." Grundsätzlich sei gegen das Verfahren nichts zu sagen: "Es wird spannend, was sich daraus ergibt." Stückl sieht nach eigenem Bekunden darin auch eine Folge dessen, dass er über die Jahre immer wieder den Gemeinderat gegen sich aufgebracht habe.

Darsteller der Oberammergauer Passionspiele warten hinter der Bühne neben den Kreuzen und dem Tisch für die Abendmahl Szene / © Angelika Warmuth (dpa)
Darsteller der Oberammergauer Passionspiele warten hinter der Bühne neben den Kreuzen und dem Tisch für die Abendmahl Szene / © Angelika Warmuth ( dpa )

Dass sich Abdullah Kenan Karaca, der 2022 zuletzt Stückls zweiter Spielleiter war, bewerben wolle, kommentierte der Theatermann mit den Worten: "Abdullah ist bei der nächsten Passion 41, ich war beim ersten Mal 24 Jahre alt. Wenn er sich das zutraut, soll er sich bewerben, ich habe ganz grundsätzlich nichts dagegen." Von dessen Interesse habe er schon vor einem Jahr gewusst, sagte Stückl. "Dass sie ihn tatsächlich gefragt haben, habe ich von anderen erfahren, das hat mich etwas irritiert".

Für Neuinszenierung

Auf die Frage, ob er Gegenwind spüre, sagte Stückl, davon habe er erstmals in einer Sitzung des Gemeinderats Anfang 2023 etwas gemerkt: "Da hat sich jetzt was aufgebaut, die wollen jetzt etwas anderes oder wollen mich zumindest in meine Schranken weisen." 

Einige Gemeinderäte wollten wohl Rechte zurück und zum Beispiel wieder die Hauptdarsteller bestimmen. Das sei bis 2000 auch so gewesen. "Ich bin aber der Meinung, das kann nur der Regisseur. Ebenso denke ich, dass es jedes Mal eine Neuinszenierung geben sollte."

Christian Stückl, Spielleiter der Passionsspiele Oberammergau, am 2. April 2022 in Oberammergau. / © Dieter Mayr (KNA)
Christian Stückl, Spielleiter der Passionsspiele Oberammergau, am 2. April 2022 in Oberammergau. / © Dieter Mayr ( KNA )

Nachdenken sollte man Stückls Ansicht nach auch über das Spielrecht. So darf derzeit nur mitspielen, wer in Oberammergau geboren ist oder 20 Jahre dort lebt. "Eine Gemeinde kann eigentlich keine Veranstaltung machen, bei der sie jemand ausschließt, der Mitglied der Gemeinde ist."

Die Frauenrollen müssten zudem weiter vergrößert werden. "Man muss auch mutig sein, Theologie immer neu zu begreifen, auseinanderzunehmen, zu fragen, was steckt denn hinter den Sachen." Gerade in der Auseinandersetzung mit der Theologie und dem Erkennen von Antisemitismen habe er sicher einen Vorsprung vor allen anderen Interessenten.

Oberammergauer Passionsspiele

Die Oberammergauer Passionsspiele gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals versprachen die Bürger des oberbayerischen Ortes regelmäßig das Leiden und Sterben Jesu auf die Bühne zu bringen, sofern niemand mehr an der Pest sterben sollte. An Pfingsten 1634 wurde dafür erstmals die Bühne bereitet, über den Gräbern der Pesttoten. Ab 1680 ging die Gemeinde dazu über, die Aufführungen alle zehn Jahre stattfinden zu lassen.

Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips (shutterstock)
Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips ( shutterstock )

 

Quelle:
KNA