Der viermalige Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele, Christian Stückl (62), will diese auch 2030 inszenieren. "Da hängt mein ganzes Leben dran", sagte Stückl der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag) und kündigte an, dafür kämpfen zu wollen. Er habe das Gefühl, "dass noch nicht alles getan ist".
Ob der Regisseur wieder zum Zug kommt, hängt von einem neuen Verfahren ab. Dieses hat der Oberammergauer Gemeinderat im Juni mit 15 zu 3 Stimmen beschlossen. Bewerbungen sind bis Ende 2024 möglich.
Bis 31. März 2025 soll es eine Bürgerversammlung geben, bei der vom Gemeinderat ausgewählte Personen ihre Ideen und Konzepte öffentlich vorstellen. In den zwei Folgemonaten will der Gemeinderat über die nächste Spielleitung entscheiden.
"Es wird spannend"
Angesprochen auf das Vorgehen sagte Stückl, dass ihn dies getroffen habe. Denn: "Da hängt für mich so wahnsinnig viel dran. Ich arbeite dafür - auch für das Sommertheater - immer hart." Grundsätzlich sei gegen das Verfahren nichts zu sagen: "Es wird spannend, was sich daraus ergibt." Stückl sieht nach eigenem Bekunden darin auch eine Folge dessen, dass er über die Jahre immer wieder den Gemeinderat gegen sich aufgebracht habe.
Dass sich Abdullah Kenan Karaca, der 2022 zuletzt Stückls zweiter Spielleiter war, bewerben wolle, kommentierte der Theatermann mit den Worten: "Abdullah ist bei der nächsten Passion 41, ich war beim ersten Mal 24 Jahre alt. Wenn er sich das zutraut, soll er sich bewerben, ich habe ganz grundsätzlich nichts dagegen." Von dessen Interesse habe er schon vor einem Jahr gewusst, sagte Stückl. "Dass sie ihn tatsächlich gefragt haben, habe ich von anderen erfahren, das hat mich etwas irritiert".
Für Neuinszenierung
Auf die Frage, ob er Gegenwind spüre, sagte Stückl, davon habe er erstmals in einer Sitzung des Gemeinderats Anfang 2023 etwas gemerkt: "Da hat sich jetzt was aufgebaut, die wollen jetzt etwas anderes oder wollen mich zumindest in meine Schranken weisen."
Einige Gemeinderäte wollten wohl Rechte zurück und zum Beispiel wieder die Hauptdarsteller bestimmen. Das sei bis 2000 auch so gewesen. "Ich bin aber der Meinung, das kann nur der Regisseur. Ebenso denke ich, dass es jedes Mal eine Neuinszenierung geben sollte."
Nachdenken sollte man Stückls Ansicht nach auch über das Spielrecht. So darf derzeit nur mitspielen, wer in Oberammergau geboren ist oder 20 Jahre dort lebt. "Eine Gemeinde kann eigentlich keine Veranstaltung machen, bei der sie jemand ausschließt, der Mitglied der Gemeinde ist."
Die Frauenrollen müssten zudem weiter vergrößert werden. "Man muss auch mutig sein, Theologie immer neu zu begreifen, auseinanderzunehmen, zu fragen, was steckt denn hinter den Sachen." Gerade in der Auseinandersetzung mit der Theologie und dem Erkennen von Antisemitismen habe er sicher einen Vorsprung vor allen anderen Interessenten.