Verbände alarmiert über Anstieg bei Wohnungslosenzahlen

Alarmsignal und Skandal

Die Diakonie und die Wohnungslosenhilfe sprechen von einem Armutszeugnis für Deutschland. Die Zahl der Menschen, die sich keine feste Wohnung leisten können, steigt. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß niemand.

Autor/in:
Hannah Schmitz und Volker Hasenauer
Heim für Wohnungslose Männer in Mainz / ©  Frank Rumpenhorst (dpa)
Heim für Wohnungslose Männer in Mainz / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

Die Zahl der offiziell erfassten Wohnungslosen in Deutschland ist innerhalb eines Jahres um 18 Prozent auf 439.500 gestiegen. Zum Stichtag 31. Januar wurden bundesweit alle Personen gezählt, die in einer Unterkunft oder Einrichtung für Wohnungslose übernachteten. 2023 waren das 372.000 und 2022 nur 178.000. Wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte, ist der Anstieg zum Teil auch auf bessere und mehr Datenmeldungen aus den Städten und Gemeinden zurückzuführen.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe sprach von dramatischen Zahlen. Dabei bilde diese Statistik nur einen Teil des "erschreckenden Gesamtausmaßes der Wohnungsnot" in Deutschland ab, teilte die Interessenvertretung in Berlin mit. "Nicht erfasst sind diejenigen, die in verdeckter Wohnungslosigkeit bei Familienmitgliedern, Freunden oder Bekannten unterkommen, sowie obdachlose Menschen, die ganz ohne Unterkunft auf der Straße leben."

Rassismus bei der Wohnungssuche gehört in Köln zum Alltag / © Paul Zinken (dpa)
Rassismus bei der Wohnungssuche gehört in Köln zum Alltag / © Paul Zinken ( dpa )

Mieten zu teuer

Wohnungslosenhilfe-Sprecher Paul Neubert sagte, der Markt stelle seit langem nicht genug bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnraum bereit. "Viele Haushalte können sich die steigenden Mieten einfach nicht mehr leisten."

Der evangelische Sozialverband Diakonie wertete den Anstieg als Alarmsignal und Skandal in einem der reichsten Länder der Welt. Es brauche dringend mehr bezahlbaren Wohnraum, sagte Diakonie-Vorständin Maria Loheide. "Wohnen ist und bleibt ein Menschenrecht."

Viel Ukrainer

Die 2022 eingeführte Statistik erfasst wohnungslose Menschen, die beispielsweise in überlassenem Wohnraum, Sammelunterkünften oder Einrichtungen für Wohnungslose untergebracht sind.

86 Prozent der zum Stichtag untergebrachten Menschen hatten eine ausländische Staatsangehörigkeit (377.900), im Jahr zuvor waren das noch 84 Prozent (311.900). Mit 31 Prozent (136.900) bildeten Ukrainer die größte Gruppe. Mehr als jeder Dritte untergebrachte Wohnungslose (38 Prozent) war jünger als 25 Jahre. 55 Prozent waren Männer.

Quelle:
KNA