Vatikanbank-Chef fordert werteorientierte Investments

"Tun, was wir predigen"

Gewinn um jeden Preis? Für Katholiken gilt das nicht, sagt der Chef der Vatikanbank. Er ermutigt die Kirche auf der ganzen Welt, nur nach christlichen Standards zu investieren. Es gehe um Werte - höhere als Geld.

Symbolbild Kirche und Geld / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild Kirche und Geld / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die Kirche sollte sich bei allen ihren finanziellen Investitionen aus Sicht des Vatikanbank-Chefs Jean-Baptiste de Franssu stets nach christlichen Werten richten.

"Nach ethischen Kriterien, die nicht existieren"

Jean-Baptiste de Franssu (KNA)
Jean-Baptiste de Franssu / ( KNA )

"Es ist höchste Zeit, dass die katholische Kirche in der Welt ihre Vermögen auf viel professionellere Weise verwaltet, als das heute der Fall ist, und sie sollte dies nach ethischen Kriterien tun, die in den meisten Fällen heute gar nicht existieren", sagte der Bankmanager im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstag).

Insbesondere bei Finanzgeschäften müsse klar sein, "dass wir als Kirche nicht nur predigen, sondern auch tun, was wir predigen". Zwar würden Kirchengelder vielerorts von normalen Bankenhäusern verwaltet, die sich nach den Richtlinien für ethisches Investment - Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, kurz: ESG - richteten. 

"ESG kann nicht gleichgesetzt werden mit der Soziallehre der Kirche."

Für die Kirche seien diese aber nicht ausreichend, so de Franssu. "Die typischen Beispiele sind die Unantastbarkeit des Lebens, Fragen der Abtreibung, der Stammzellenforschung und des Krieges. ESG kann nicht gleichgesetzt werden mit der Soziallehre der Kirche."

Gewinnmaximierung um jeden Preis dürfe nicht das Ziel eines Katholiken sein. "Je mehr Werte man ausschließt, desto schwieriger ist es, eine Höchstrendite zu erzielen", erklärte der Bankmanager. Beim Gewinn "darf nicht nur um quantitative Kriterien gehen, es muss auch um qualitative Kriterien gehen".

Vatikanbank

Als "Vatikanbank" wird landläufig das "Institut für die religiösen Werke" (Istituto per le Opere di Religione, IOR) bezeichnet. Das IOR ist jedoch nur im eingeschränkten Sinne eine Bank. Einige bankentypische Dienstleistungen wie die Vergabe von Krediten bietet es nicht an. Hauptzweck des 1942 gegründeten Instituts ist laut Statuten die Verwaltung von Kapital, dessen Erträge "für Werke der Kirche und für christliche Wohltätigkeit in allen Teilen der Welt bestimmt sind".

Hauptsitz der Vatikanbank  / © Romano Siciliani (KNA)
Hauptsitz der Vatikanbank / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA