Das Thermometer zeigte 35 Grad, trotzdem hatten sich rund 70.000 junge Leute auf den Weg gemacht, um auf dem brütend heißen Petersplatz den Papst zu erleben.
Papst Franziskus ist am Dienstagabend von Tausenden jungen Menschen auf dem Petersplatz gefeiert worden. Bei der Audienz für die Ministrantinnen und Ministranten hat er vor jungen Pilgern in Rom zur Nächstenliebe aufgerufen.
"Der Petersplatz ist immer schön, aber mit Euch ist er noch viel schöner", sagte der Papst unter dem Beifall der Teilnehmer der Internationalen Ministrantenwallfahrt. "Danke, dass ihr nach Rom gekommen seid", sagte Franziskus auf Italienisch.
Zuvor hatte der 87-Jährige die jungen Pilger auch mit einem deutschen "Guten Abend" und "Willkommen" begrüßt. Ebenso schloss er auf Deutsch: "Danke, liebe junge Freunde! Und einen guten Weg zusammen mit Jesus!"
50.000 Messdienerinnen und Messdiener aus 20 Ländern
An der 13. Ministrantenwallfahrt nehmen rund 50.000 Messdienerinnen und Messdiener aus 20 Ländern teil, allein 35.000 aus Deutschland, 800 aus der deutschsprachigen Schweiz und 3.500 aus Österreich. Die fünftägige Wallfahrt bis Samstag steht unter dem Motto "Mit Dir" aus dem biblischen Buch Jesaja.
Das Leitwort "Mit Dir" beeindrucke ihn, weil es in zwei Worten das Geheimnis des Lebens und der Liebe enthalte, so das Kirchenoberhaupt. In der Kommunion sei Jesus geistlich und körperlich "mit uns", sagte Franziskus.
"Auch du kannst zu deinem Nächsten sagen: 'Ich bin mit dir', nicht mit Worten, sondern mit Taten, mit Zeichen, mit dem Herzen, mit konkreter Nähe".
Nähe könne man zeigen, indem man mit jemandem weine, der weint, sich mit jemandem freue, die sich freut, "ohne Urteile und Vorurteile, ohne Verschlossenheit, ohne Ausgrenzung", sagte der Papst und führte weiter aus.
Auch mit jenen, die einem nicht sympathisch sind, oder die anders sind als man selbst. Die Veranstaltung mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz war der Höhepunkt der 13. internationalen Ministrantenwallfahrt, die noch bis Samstag in Rom stattfindet.
"Um miteinander die Freude zu teilen"
Ausdrücklich dankte er den Ministrantinnen und Ministranten, dass sie nach Rom gekommen seien, "um miteinander die Freude zu teilen, zu Jesus zu gehören, Diener seiner Liebe zu sein, Diener seines verwundeten Herzens, das unsere Wunden heilt, das uns vor dem Tod rettet, das uns das ewige Leben schenkt", schloss der Papst.
Den Abschlusssegen nach der rund 90-minütigen Feier erteilte der Papst wiederum auf Deutsch - die Sprache hatte er bei einem Studienaufenthalt als junger Mann in Frankfurt gelernt, doch nutzt er sie in der Öffentlichkeit sehr selten.
Papst Franziskus war trotz extremer Sommerhitze im Papamobil durch die Reihen auf dem Petersplatz gefahren und hatte die Kinder und Jugendlichen begrüßt. Fünf Kinder durften mit dem Papst auf dem Papamobil mitfahren.
Echte Freundschaft durch Christus
Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich betonte, beim Altardienst begegneten die Ministranten in besonderer Weise Christus. Dadurch entstehe echte Freundschaft, so der Präsident des Internationalen Ministrantenbunds CIM.
"Wir sind aber erst wahrer Freund, wenn wir die Hände zu denjenigen ausstrecken, die es in unserer Gesellschaft schwer haben": Arme, Verfolgte, Unterdrückte, Obdachlosen, Arbeitslosen, Geflüchtete, Heimatlose sowie Kinder und Jugendliche, die gemobbt werden. "Die Freundschaft mit Christus verpflichtet uns Freundschaft mit den schwächsten Mitgliedern unserer Gesellschaft zu pflegen", betonte der Luxemburger Erzbischof.
Das Treffen der Ministranten in Rom gibt es seit 1962. Die letzte dieser Wallfahrten fand im Jahr 2018 statt. Eigentlich ist sie alle vier Jahre vorgesehen, doch die Corona-Pandemie hat zu einer längeren Pause geführt.
Hollerich sagte zum Auftakt der diesjährigen Wallfahrt Anfang der Woche in einem Interview mit Vatikan News, er würde es begrüßen, wieder zum alten, enger getakteten Rhythmus für das Jugendgroßereignis zurückzukehren.
"Mit Gottes Hilfe könnt ihr Großes bewirken"
Der Osnabrücker Weihbischof Johannes Wübbe, Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz, erklärte bei der Papstaudienz: "Mit Gottes Hilfe könnt ihr Großes bewirken." Er rief die Jugendlichen dazu auf, mutig und kreativ zu leben:
"Die Welt braucht eure Begeisterung, eure Ideen und euren Glauben. Ihr seid nicht nur die Zukunft der Kirche, ihr seid auch ihre Gegenwart. Eure Taten, eure Worte und euer Beispiel können das Gesicht der Kirche heute schon verändern und gestalten." (Quelle: KNA, epd)