Erinnerung im KZ Auschwitz an Ermordung von Sinti und Roma

Konzentrationslager Auschwitz / ©  Thomas Lohnes (epd)
Konzentrationslager Auschwitz / © Thomas Lohnes ( epd )

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat als erste Vorsitzende des deutschen Parlaments das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz besucht und dort der massenhaften Ermordung von Sinti und Roma gedacht. "Auschwitz steht für das größte Verbrechen, das Menschen Menschen jemals angetan haben", für den Zivilisationsbruch, der von Deutschland ausging, und dazu zähle auch der Völkermord an den Sinti und Roma, sagte sie bei einer internationalen Gedenkfeier. 

Bärbel Bas / © Michael Kappeler (dpa)
Bärbel Bas / © Michael Kappeler ( dpa )

Die Erinnerung galt einem Ereignis vor 80 Jahren: Am 2. August 1944 wurden im Lager Auschwitz-Birkenau, das in der Stadt Oswiecim im damals besetzten Polen lag, etwa 4.300 Sinti und Roma in die Gaskammern getrieben und ermordet. Insgesamt fielen den Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands 500.000 Sinti und Roma zum Opfer. Seit 2015 ist der 2. August vom Europäischen Parlament als Europäischer Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma anerkannt. 

Leidensweg nach dem Krieg nicht vorbei

Bas erinnerte daran, dass die Diskriminierung mit Kriegsende nicht vorbei gewesen sei. "Das Leid der Sinti und Roma wurde nach dem Krieg nicht anerkannt", sagte die SPD-Politikerin. Es sei ein langer Weg gewesen, der deutschen Gesellschaft dieses Unrecht zu Bewusstsein zu bringen. Sie dankte dem Zentralrat der Juden und dessen Vorsitzenden Romani Rose, die sich dafür eingesetzt hätten.

"Feindliche Einstellungen und Diskriminierung gegenüber Sinti und Roma sind immer noch weit verbreitet", warnte Bas. Vermieter benachteiligten sie bei der Wohnungssuche, Unternehmer auf dem Arbeitsmarkt, und auch staatliche Stellen misstrauten oft Sinti und Roma. Nötig sei ein Bewusstseinswandel in der Bevölkerung: "Schluss mit Abwertung und Ausgrenzung!", forderte die Bundestagspräsidentin.

Familie flüchtete sich in Wald

Überlebende berichteten bei der Feier von ihren Kriegserfahrungen. "Viele meiner Familie wurden in verschiedenen Lagern ermordet", sagte Boleslaw Rumanowski aus Polen. Alma Klasing aus Deutschland sagte, sie habe sich als kleines Mädchen mit ihrer Familie im Wald vor der drohenden Deportation versteckt. "Wir ernährten uns von Beeren und anderen essbaren Pflanzen." Als sie später nach dem Krieg Mutter geworden sei, habe sie erleben müssen, dass ihre drei Söhne in der Schule benachteiligt wurden. 

Von deutscher Seite nahmen auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD) aus Mecklenburg-Vorpommern als amtierende Bundesratspräsidentin an der Gedenkfeier teil. Für Polen sprach Senatspräsidentin Malgorzata Kidawa-Blonska. Weitere Teilnehmer kamen aus Litauen, Belgien, Großbritannien, Israel und anderen Ländern. 

(dpa / 02.08.2024)