Bartholomaios I. unterstützt Verbot ukrainischer Kirche

"Alles, was gut für die Ukraine ist"

Der christlich-orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. unterstützt die vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj geforderte "spirituelle Unabhängigkeit" der Ukraine. Er achte die von ihm anerkannte, unabhängige Orthodoxe Kirche der Ukraine.

Bartholomaios I. / © Corinne Simon (KNA)
Bartholomaios I. / © Corinne Simon ( KNA )

Gemeint ist damit offenbar ein Verbot der früher mit dem Moskauer Patriarchat verbundenen Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK). 

Bartholomaios I., Patriarch von Konstantinopel und Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, soll sich laut der ukrainischen Nachrichtenagentur UNN am Dienstag bei einem Empfang einer hochrangig besetzten Delegation in Istanbul entsprechend geäußert haben.

Ehrenoberhaupt aller orthodoxen Kirchen

Der Patriarch von Konstantinopel ist Ehrenoberhaupt aller orthodoxen Kirchen. Wenn er die Auflösung einer Kirche in der Ukraine befürwortet, hat das Gewicht. Die Ukrainische Orthodoxe Kirche gilt als Gehilfin Moskaus.

Orthodoxe Kirche / © Tiplyashina Evgeniya (shutterstock)
Orthodoxe Kirche / © Tiplyashina Evgeniya ( shutterstock )

Der Patriarch sagte der ukrainischen Delegation, er unterstütze "alles, was gut für die Ukraine" sei, und umsorge die von ihm anerkannte, unabhängige ("autokephale") Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). 

Deren Vorsteher, Metropolit Epiphanius (Dumenko) von Kiew, nahm neben der stellvertretenden Leiterin des ukrainischen Präsidialamtes, Olena Kovalska, und der Leiter des Staatlichen Dienstes für ethnische Politik und Gewissensfreiheit, Viktor Yelensky, an dem Empfang teil.

Derzeit arbeitet das ukrainische Parlament weiter an einem Verbot der UOK. Zuletzt hatte sich Präsident Selenskyj auch darauf bezogen, in dem er in einer Videobotschaft die "spirituelle Unabhängigkeit" der Ukraine forderte. 

Regierung in Kiew zweifelt die beschlossene Loslösung vom Moskauer Patriarchat an 

Zur traditionsreichen UOK gehören rund 10.000 Gemeinden und die meisten Klöster des Landes. Die Regierung in Kiew zweifelt die von der UOK im Mai 2022 beschlossene Loslösung vom Moskauer Patriarchat an und rechnet die Kirche weiter dem Moskauer Patriarchat zu. Auch die Russische Orthodoxe Kirche geht davon aus, dass die UOK weiter zu ihr gehört.

Die ukrainische Regierung wirft der UOK einen Missbrauch der Religion und Verbreitung von Kreml-Propaganda vor. Vereinzelt wurden Vertreter der Kirche wegen Spionage, Kollaboration oder Unterstützung des Krieges verurteilt.

Orthodoxe Kirchen in der Ukraine

Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) "Orthodoxen Kirche der Ukraine".

Orthodoxe Kirche der Ukraine / © Sergey Korovayny (KNA)
Orthodoxe Kirche der Ukraine / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA