Garnisonkirchturm in Postdam nach Wiederaufbau eröffnet

Festakt mit Bundespräsident

Nach langer Bauzeit und Kritik ist der Turm der Potsdamer Garnisonkirche eröffnet worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte beim Festakt, dass der Weg bis zum Wiederaufbau lang und kompliziert war und umstritten bleibt.

Christian Stäblein (l-r), Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Schirmherr des Wiederaufbau-Projekts, und Jürgen Reiche, Kurator der Ausstellung, besichtigen die Ausstellung im Turm der Garnisonkirche Potsdam / © Christoph Soeder (dpa)
Christian Stäblein (l-r), Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Schirmherr des Wiederaufbau-Projekts, und Jürgen Reiche, Kurator der Ausstellung, besichtigen die Ausstellung im Turm der Garnisonkirche Potsdam / © Christoph Soeder ( dpa )

Es ist kein Wunder, dass wir uns damit schwergetan haben und es noch tun. Denn dieser Ort fordert uns heraus. Er konfrontiert uns mit seiner, mit unserer Geschichte." Zugleich betonte er: "Die neue Garnisonkirche ist kein Ort der Verehrung von Militarismus, Nationalismus und Obrigkeitsstaat."

Kritiker sehen in der historischen Garnisonkirche ein Symbol des Militarismus und befürchten mit Blick auf die Rekonstruktion des Turms eine Art Wallfahrtsort für Rechtsextreme. Die ehemalige Preußische Militärkirche von 1735 ist vor allem mit dem "Tag von Potsdam" im März 1933 verbunden, als Reichspräsident Paul von Hindenburg dort dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler die Hand reichte.

Kritisches Geschichtsbewusstsein

"Gerade hier werden wir schnell auf schmerzhafte, unheilvolle Teile unserer Vergangenheit gestoßen - ja, auf Wegmarken, an denen wir Deutsche den falschen Weg gewählt haben", so Steinmeier. Der Ort "wurde zum Symbol einer Allianz von konservativer Tradition und Nationalsozialismus; einer Allianz, die nicht zuletzt das Ende der ersten deutschen Demokratie besiegelte."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (l), Schirmherr des Wiederaufbau-Projekts, und Peter Leinemann, Vorstand der Stiftung Garnisonkirche Potsdam, besichtigen die Aussichtsplattform auf dem Turm der Garnisonkirche Potsdam / © Christoph Soeder (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (l), Schirmherr des Wiederaufbau-Projekts, und Peter Leinemann, Vorstand der Stiftung Garnisonkirche Potsdam, besichtigen die Aussichtsplattform auf dem Turm der Garnisonkirche Potsdam / © Christoph Soeder ( dpa )

Der wiederaufgebaute Turm rufe nun dazu auf, zu erinnern, zu differenzieren, aber keinesfalls zu vergessen. Der Bundespräsident würdigte die Debatte um den Wiederaufbau als "Ausweis eines kritischen Geschichtsbewusstseins", machte aber auch deutlich: "Ein Ort, der nicht mehr da ist, würde das kritische Erinnern nicht leichter machen."

Zeitgleich mit dem Turm wird die Ausstellung "Glaube, Macht und Militär" eröffnet, die sich kritisch mit der Geschichte des Ortes auseinandersetzt. Ab Freitag ist der Turm für die Öffentlichkeit geöffnet. In 57 Metern Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform als neue Touristenattraktion. Die Kosten für den Wiederaufbau beliefen sich laut der Stiftung Garnisonkirche auf rund 42 Millionen Euro.

Kreuzform am ehemaligen Informationspavillon vor der neuen Garnisonkirche in der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam. (Foto vom 23.06.2024) / © Heike Lyding (epd)
Kreuzform am ehemaligen Informationspavillon vor der neuen Garnisonkirche in der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam. (Foto vom 23.06.2024) / © Heike Lyding ( epd )

Die Garnisonkirche wurde 1945 von Bomben zerstört, die Ruine 1968 auf Veranlassung der DDR-Behörden gesprengt. 2017 begann der Wiederaufbau des Turms nach barockem Vorbild.

Quelle:
KNA