Menschenrechtler in Singapur erhoffen sich von Papst Franziskus klare Worte gegen die Todesstrafe. "Ich hoffe sehr, dass er das Thema Todesstrafe während seines Aufenthalts in Singapur ansprechen wird - einem Land, das die Todesstrafe im In- und Ausland stolz verteidigt und Bedingungen schafft, die es Kritikern schwer machen, ihre Meinung zu äußern", sagte die Bürgerrechtlerin Kirsten Han der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch. Han ist Mitglied der singapurischen Sektion von Transformative Justice Collective (TJC), einem internationalen Netzwerk für die Abschaffung der Todesstrafe.
Papst Franziskus ist ein entschiedener Gegner der Todesstrafe. 2018 hatte er das ausdrückliche Nein der katholischen Kirche zur Todesstrafe in den Katechismus einfügen lassen.
Eingeschränkte Rechte von Gefangenen
Es gebe keine Anzeichen, dass der neue Premierminister Lawrence Wong die Todesstrafe abschaffen werde, so Han. "K. Shanmugam, der lautstärkste Befürworter der Todesstrafe in Singapur, ist weiterhin in seiner sehr mächtigen Position als Innen- und Justizminister." Ende Juni hatte Innenminister Shanmugam das "Post-appeal Applications in Capital Cases"-Gesetz in Kraft gesetzt, das die Rechte von Gefangenen, gegen ihre Verurteilungen zum Tod Berufung einzulegen, stark einschränkt.
"Das Recht auf einen fairen Prozess und ein ordnungsgemäßes Verfahren bei Kapitalverbrechen wird in Singapur weiter untergraben", kritisierte auch die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.
Menschenrechtler kritisieren "Klima der Angst"
Amnesty International und sechs weitere Bürgerrechtsorganisationen verurteilten vergangenen Monat in einer gemeinsamen Erklärung "dasbeängstigende Klima der Angst und Unterdrückung, das die Behörden um den Aktivismus gegen die Todesstrafe in Singapur geschaffen haben".
Der wegen Drogenvergehen zum Tod verurteilte David Martin Datchinamurthy appelliert in einem Brief an den Papst: "Ich bitte Eure Heiligkeit in aller Bescheidenheit, für mich einzutreten. Ich bitte um Ihre Gebete und jede Hilfe, die Sie mir anbieten können, um mein Leben zu retten, damit ich weiterhin Gott dienen und anderen helfen kann." Er habe in den 13 Jahren in Haft zu Gott gefunden, so Datchinamurthy in dem bereits im Juli verfassten und am Dienstag auf der Webseite des TJC Singapur veröffentlichten Brief.
"Ich glaube, dass mein Leben, wenn ich verschont bleibe, ein kraftvolles Zeugnis für die Barmherzigkeit und Liebe sein kann, die Jesus uns lehrt. Ich möchte meine Erfahrungen und meinen Glaubensweg nutzen, um andere von den Fehlern wegzuführen, die ich gemacht habe, und hin zu einem Leben mit Sinn und Dienst", schreibt Datchinamurthy.