Pastor schreibt Buch über fiktive WG mit Jesus und Luther

"Jesus, der Hund muss raus"

Pastor Jonas Goebel hat sich gefragt: Was wäre, wenn Jesus heute bei uns auf der Erde wäre? In seinen Büchern malt er sich aus, mit seiner Frau, Jesus und Martin Luther in einer WG zu leben. Würde Jesus wohl mit dem Hund rausgehen?

Autor/in:
Sonja Geus
Symbolbild Jesus  / © Jesus Cervantes (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Drei Bücher haben Sie jetzt über die WG mit Jesus geschrieben. Was ist die Idee hinter diesen Büchern?

Jonas Goebel (Evangelischer Pastor und Autor): Die Grundidee ist mir wirklich beim Predigtschreiben quasi gekommen, dass ich auf der Suche war nach neuen Ideen für neue Predigten und gemerkt habe, dieses Gedankenexperiment würde mich echt interessieren. Wie wäre das, wenn Jesus mit mir wohnen würde? Welche Fragen würde ich ihm stellen oder was würde ich mit ihm erleben? Würde er überall mit hinkommen? Kommt er mit zum Fußballtraining oder mit ins Konzert? 

Pastor Jonas Goebel / © Jonas Goebel (privat)
Pastor Jonas Goebel / © Jonas Goebel ( privat )

Solche Predigten hab ich geschrieben und habe dann gemerkt, dass Menschen daruf total interessiert reagiert haben und gefragt haben: Wie geht es weiter mit der WG mit Jesus? Und das hat dann letztlich zu den Büchern geführt.

DOMRADIO.DE: Versteht man das dritte Buch auch ohne die ersten beiden Bände zu lesen?

Goebel: Man kann den Dritten einfach so lesen. Jedes Buch hat so einzelne Kapitel. Im Prinzip kann man auch einfach irgendwo einsteigen. Wenn man die Grundidee einmal weiß, dass das nur fiktional ist und ich nicht wirklich behaupte, dass ich das erlebt habe und dass es um Jesus und Martin Luther geht, dann kann man überall jederzeit einsteigen.

DOMRADIO.DE: Jetzt geht es um den Hund. Ist jetzt Jesus in dem Fall der Hundeerzieher in Ihrer WG oder wie dürfen wir uns das vorstellen?

Jonas Goebel

"Jesus ist super tierlieb natürlich, aber auch ein bisschen vermenschlichend."

Goebel: Also unsere echte Hundetrainerin würde das gar nicht gut finden, wie Jesus in dem Buch mit dem Hund umgeht. Der ist nämlich super tierlieb natürlich, aber auch ein bisschen vermenschlichend. Also die kuscheln eifrig und früher oder später fragt Jesus, ob der Hund beim Essen mit an den Tisch darf und dann sitzen die beiden da nebeneinander und essen ihr jeweiliges Essen. Also sie haben sich sehr lieb. Und ich glaube, unsere Hundetrainerin würde sagen, man muss mehr Grenzen setzen.

DOMRADIO.DE: Andere Hundebesitzer und Besitzerinnen können das vielleicht nachvollziehen. Ist denn das Buch nur etwas für Hundebesitzer oder können es auch alle lesen?

Goebel: Nein, das dürfen auch alle lesen. Der Hund spielt eine Nebenrolle, der ist eben jetzt neu in die WG dazugekommen. Aber es geht nicht in jedem Kapitel um Hunde. Und es geht eigentlich auch gar nicht vorrangig um Hunde, sondern er ist ein weiterer Mitbewohner und der ist neu dazugekommen. Aber man kann es sehr gut lesen, auch wenn man mit Hunden oder Tieren überhaupt nichts anfangen kann.

DOMRADIO.DE: In einer WG spricht man ja auch über die politische Situation. Die ist jetzt aktuell hier in Deutschland, aber auch europaweit relativ schwierig. Überall spürt man einen Rechtsruck. Was würde denn "Ihr" Jesus sagen, wenn Sie jetzt am Mittagstisch sitzen?

Jonas Goebel

"'Mein' Jesus würde sich nicht so klar abgrenzen, weil er eben immer noch die Liebe zu den Menschen hat."

Goebel: Ich habe mich in einem Kapitel ganz besonders damit auseinandergesetzt, auch ganz konkret mit der AfD. Und weil ich mich das wirklich selber gefragt habe, wie würde Jesus mit AfD-Wahlerfolgen umgehen. Ich hab da gemerkt, dass mich beim Schreiben Jesus total herausgefordert hat. 

Weil mein erster Impuls wäre, Abgrenzung und klare Kante irgendwie zu zeigen. Das finde ich auch wichtig als Kirche oder als Christ. Aber ich habe beim Schreiben gemerkt, dass "mein" Jesus, zumindest so wie ich ihn verstehe, sich nicht so klar abgrenzen würde, weil er eben immer noch die Liebe zu den Menschen hat. Das Kapitel heißt dann auch Lovers gonna love, also Liebende werden lieben. 

Jesus versucht, mit Liebe auf diesen Hass, die Diskriminierung und die Ausgrenzung zu reagieren. Das finde ich persönlich super schwierig und weiß gar nicht, wie das so ganz konkret aussehen soll. Aber der Jesus in dem Buch hat keinen T-Shirt entwickelt mit dem Aufdruck "Fuck AfD", sondern er versucht eben mit Liebe all dem zu begegnen. Und das finde ich wirklich schwierig und herausfordernd und es bleibt auch ein bisschen offen im Buch, aber es ist kein Aufruf zur Ausgrenzung oder Abgrenzung.

DOMRADIO.DE: Also ist auch vielleicht Platz für ein viertes Buch.

Goebel: Der Arbeitstitel dafür ist: "Jesus, die Windel ist voll!" Mein Frau und ich haben ein Kind bekommen und da sind wir natürlich sehr interessiert, wie das jetzt aussehen würde mit Jesus und Martin Luther in einer WG zuwohnen, wenn noch ein kleines Baby dabei ist.

Das Interview führte Sonja Geus. 

Quelle:
DR