Mitgliederschwund, leere Gottesdienste, Missbrauchskrise, Säkularisierung: Nachrichten aus den Kirchen machen derzeit selten Freude. Es scheint, dass die christlichen Institutionen in einer Dauerkrise verharren, während sie gleichzeitig politisch und gesellschaftlich an Relevanz verlieren.
Gegen diese Tendenzen setzt die prominente Katholikin Annette Schavan ein Zeichen des Aufbruchs und der inneren Reform: Es sei leicht, sich in eine "Kirchendepression" hineinzureden, sagte sie bei einer Podiumsveranstaltung im Kölner Domforum im September. Dort warb die langjährige Vatikanbotschafterin dafür, trotz aller Kirchenkrisen, Skandale und gesellschaftlicher Entwicklungen das Christentum neu und wieder als Kraftquelle und Rettungsanker zu entdecken. Dabei machte sie deutlich, dass es ihr nicht darum gehe, die großen Fragen und Reizthemen noch einmal aufzuwerfen, die Debatten habe sie alle geführt. "Natürlich gehöre ich zu den Frauen, die sagen, Frauen müssen geweiht werden können. Am besten als erstes eine Kardinälin", sagte sie. Aber die Institution sei ja auch in manchem davon abhängig, "wie wir so sind", so Schavan. "Wenn alle Christen nur noch raummaulen, wie soll denn die Institution Ausstrahlung haben?"
Damit beschäftigt sie sich auch in ihrem neuen Buch: "Pfingsten! Warum wir auf das Christentum nicht verzichten werden", in dem Kirchen- und Ordensangehörige, Publizisten, Schriftsteller und Wissenschaftler ihren Blick auf die Zukunft der Kirche darlegen. Im Zentrum aller Beiträge steht das Phänomen Pfingsten: Ein Ereignis, das Sprachlosigkeit überwindet, zum Staunen auffordert und Gemeinschaft erzeugt. Nicht zuletzt ist Pfingsten ein Symbol für die Vielfalt des christlichen Glaubens.
Eine Veranstaltung im Domforum vom 27.8.2024