Papst Franziskus hat Klaus Krämer zum Bischof von Rottenburg-Stuttgart ernannt. Zahlreiche Katholiken begrüßten am Mittag in Rottenburg ihren neuen Bischof.
Mit dem 60-jährigen Klaus Krämer fällt die Wahl auf einen erfahrenen und international vernetzten Kirchenmanager, der zugleich nie seine württembergischen Wurzeln aufgegeben hat. Die bei der Vorstellung des Stuttgarters im Rottenburger Dom versammelten Menschen brachen spontan in langanhaltenden Applaus aus.
Respekt vor Verantwortung
"Ich habe die Wahl durch das Domkapitel und die Ernennung durch Papst Franziskus mit großer Freude über das Vertrauen, aber auch mit zitternder Stimme angenommen", sagte Krämer bei seiner Vorstellung am Mittag im Rottenburger Dom. Im Blick auf Missbrauchsskandal, weniger Katholiken und geringer werdende Finanzressourcen stehe die Kirche vor nicht einfachen Entscheidungen, so der neu ernannte Bischof.
Krämer ist Schritt für Schritt auf der kirchlichen Karriereleiter nach oben geklettert. Nach dem Jura- und Theologiestudium holte ihn der damalige Rottenburger Bischof und heutige Kardinal Walter Kasper als Bischofssekretär an seine Seite. Der junge Pfarrer promovierte über den mittelalterlichen Theologen Thomas von Aquin und stieg schon 1999 als Domkapitular ins wichtigste Leitungsgremium der Südwestdiözese auf.
Krämer spezialisierte sich auf humanitäre, entwicklungspolitische und religiöse Zusammenarbeit mit Kirchenprojekten weltweit. Rottenburg-Stuttgart hat hier historisch gewachsene, weitreichende Kontakte. Zugleich arbeitete er in der Ausbildung von Seelsorgern und Seelsorgerinnen.
Bundesweite Verantwortung übernahm Krämer dann ab 2008 als Leiter des Hilfswerks missio Aachen und ab 2010 des Kindermissionswerks "Die Sternsinger". Dabei gelten die Sternsinger als weltweit größte Aktion von Kindern und Jugendliche für Gleichaltrige.
Mann der klaren Worte
Krämer findet im Dialog mit Politik, aber auch im Gespräch mit Katholikinnen und Katholiken klare Worte. Er will keine bloß fromm daherredenden Priester und Kirchenmitglieder, sondern Katholiken, die sich aus dem Glauben heraus für andere einsetzen und dadurch überzeugen, wie er in einem Interview sagte.
Und Krämer hofft, dass trotz sinkender Kirchenmitgliedszahlen und langer Strukturdebatten Glaube und Religion auch künftig lebendig bleiben. Als wichtige Elemente dafür nennt er Gebet und gemeinsames Bibellesen.
Krämer wird Bischof in unruhigen und zunehmend weniger religiösen Zeiten. So ist unklar, ob sich genügend Ehrenamtliche für die Kirchengemeinderatswahlen im kommenden Jahr aufstellen werden. Eine Position muss der neue Bischof auch zu den neuen, von der Bischofskonferenz beschlossenen Grundlinien zum Umgang mit der AfD finden. So sollen AfD-Mandatsträger nicht für Kirchenämter kandidieren dürfen.
Wichtige Weichenstellungen stehen bevor
Zeitgleich mit Krämers Ernennung begann am Mittwoch im Vatikan die Weltsynode, eine große Versammlung, um über die Zukunft der Kirche zu beraten. Zu den viel diskutierten Reformthemen - von der Zulassung von Frauen zu kirchlichen Ämtern bis zum Zölibat - hat sich Krämer bislang öffentlich selten positioniert.
In Württemberg jedenfalls wird er auch die Weichen für neue Seelsorge-Strukturen stellen müssen. Die Zahl der Priester sinkt rapide, Krämers Amtsvorgänger Gebhard Fürst hatte bis zuletzt am bisherigen Zuschnitt der 1.000 Kirchengemeinden festgehalten. In fast allen anderen Bistümern laufen die Gemeindezusammenlegungen schon längst. Als bisheriger Leiter der kirchlichen Bauabteilung kann Krämer bei der Frage nach der Aufgabe oder Umwidmung von Kirchengebäuden Expertise einbringen.
Und auch beim Megathema Klima- und Umweltschutz wird Krämer seine Linie finden müssen. Fürst und der Übergangsleiter des Bistums Clemens Stroppel hatten sich klar und entschieden zu nachhaltigem Wirtschaften verpflichtet, trotz knapper werdender Kirchenmittel.