Zahlen und Statistiken zu Erbschaften in Deutschland

Symbolbild Geldscheine in einem Umschlag / © Wirestock Creators (shutterstock)
Symbolbild Geldscheine in einem Umschlag / © Wirestock Creators ( shutterstock )

In Deutschland wird immer mehr Geld vererbt. Ein Schwerpunkt: das Vererben für einen guten Zweck.

Wieviel Geld wird in Deutschland im Jahr vererbt?

Das Statistische Bundesamt meldete vor Kurzem einen neuen Rekord. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 121,5 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt - mehr als jemals zuvor. Und das sind nur jene Vermögensübertragungen, die von den Finanzämtern erfasst wurden, weil dafür Steuern anfielen. Die meisten Erbschaften, Vermächtnisse und Schenkungen liegen innerhalb der Freibeträge. So können Ehepartner 500.000 und Kinder 400.000 Euro steuerfrei erben.

Wie hoch ist eine durchschnittliche Erbschaft?

Statistiken sind mit Vorsicht zu genießen, weil die Datenbasis oft recht schmal ist. Im Jahr 2017 legte die Grünen-nahe Hans-Böckler-Stiftung eine Schätzung vor, wonach die Menschen im obersten Einkommensfünftel im Mittel 248.000 Euro vererben, im mittleren Einkommensfünftel 52.000 Euro und im untersten Einkommensfünftel 12.000 Euro. Hinzu kommen nach wie vor Unterschiede zwischen Ost und West. Im Osten fallen die vererbten Vermögen oftmals kleiner aus als im Westen.

Nachlässe, Erbschaften, Vermächtnisse - was bedeuten diese Begriffe?

Der Oberbegriff "Nachlässe" umfasst sowohl Erbschaften als auch Vermächtnisse. Ein Erbe wird der Rechtsnachfolger des Erblassers. Das heißt, er oder sie tritt in alle Rechte und Pflichten des Erblassers ein. So gehen das gesamte Eigentum, aber auch alle Verträge, die der Verstorbene geschlossen hat, unmittelbar auf ihn über. Ebenso ist er verpflichtet, bestehende Forderungen zu erfüllen. Ein Vermächtnisnehmer dagegen erhält einen Geldbetrag, ein Aktienpaket oder eine Immobilie - ohne dass er weitergehende Verpflichtungen zu erfüllen hat.

Inwiefern profitieren gemeinnützige Organisationen und Stiftungen von Einnahmen aus Nachlässen?

Laut Spenden-Almanach des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen DZI konnten die bei dem Institut registrierten Organisationen die Einnahmen durch Geldspenden zwischen 2002 und 2019 um rund 45 Prozent steigern - von 1,09 auf 1,59 Milliarden Euro. Bei den darin enthaltenen Nachlässen stiegen die Einnahmen im gleichen Zeitraum deutlich stärker - von rund 76,3 Millionen auf rund 251,8 Millionen Euro, das Volumen konnte sich also mehr als verdreifachen. Bei den Nachlässen stiegen die Einnahmen im gleichen Zeitraum um 300 Prozent, das Volumen verdreifachte sich also. Experten weisen allerdings darauf hin, dass es sich bei diesem Bereich nicht um planbare Posten handelt.

Noch profitieren unter anderem kirchliche Organisationen von größeren Einnahmen aus Nachlässen, aber das dürfte sich nach Einschätzung von Fachleuten bald ändern: Das Image der Kirchen ist seit Jahren im Sinkflug; allgemein nimmt die Bindung an die Kirchen ab. Stattdessen werden schon jetzt Organisationen im Umwelt und Naturschutz verstärkt bedacht. Das Gleiche gilt für den Bereich Bildung und Menschenrechte.

Wer interessiert sich dafür, nach dem Tod sein Vermögen oder einen Teil davon für soziale Zwecke zur Verfügung zu stellen?

Laut einer GfK-Studie der Initiative "Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum" aus dem Jahr 2019 ist die Bereitschaft zum gemeinnützigen Vererben bei einer Gruppe besonders hoch: bei Kinderlosen. Hier konnten sich 51 Prozent einen solchen Schritt vorstellen; bei der Gesamtheit aller Befragten waren es nur 28 Prozent. Bei den Motiven stand "Ich möchte meine Werte weitergeben" mit 41 Prozent ganz oben, gefolgt von "Ich möchte etwas der Gesellschaft zurückgeben" (25 Prozent) und "Ich möchte mein Erbe nachhaltig anlegen und Bleibendes schaffen" (23 Prozent).

Wie können sich Erblasser über Möglichkeiten des gemeinnützigen Vererbens informieren?

Die katholischen Hilfswerke Misereor, Adveniat, Renovabis, Missio, Caritas international und das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" unterhalten seit 2006 eine Erbschaftsinitiative, um über das Thema zu informieren. In der Initiative "Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum" haben sich 25 Organisationen zusammengeschlossen: von den Johannitern über Amnesty International bis hin zur Max-Planck-Gesellschaft. Eine weitere Adresse ist das "Nachlass-Portal.de". (Quelle: KNA, 16.10.2024)