Bischof Rudolf Voderholzer hat die Kritik des Jugendverbands "Katholische junge Gemeinde" (KjG) am Marsch für das
Leben als "Ablenkungsmanöver» zurückgewiesen. "Wichtig ist der Einsatz für eine neue Kultur für das Leben, die die
"Entsolidarisierung" der Gesellschaft von den Schwächsten überwindet", schreibt er in einer online veröffentlichten Stellungnahme (Donnerstag).
Die KjG hatte die deutschen Bischöfe aufgefordert, sich vom Marsch für das Leben zu distanzieren. Sie erwarte, "dass die Bischöfe sich solange von diesen Märschen fernhalten, bis sich die Veranstalter*innen klar von Rechtsradikalen distanzieren".
Voderholzer erwiderte: "Das Framing, das von den Gegnern des Lebensschutzes betrieben wird und die Grundlage für die Forderung der KjG darstellt, ist eine sehr durchsichtige Methode, der eigentlichen Problematik auszuweichen."
"Öffentlichkeitswirksame Veranstaltung"
Bei jeder Abtreibung sterbe nicht ein "Etwas", so der Bischof weiter. Es werde nicht ein verzichtbarer Körperteil der Mutter beseitigt, "sondern ein Subjekt, ein 'Jemand' mit eigener DNA und sehr früh eigenem Herzen". Ein unbefangener Blick lasse erkennen: "Wir beginnen, als Gesellschaft die schwächsten und hilflosesten im Stich zu lassen."
Den Marsch für das Leben bezeichnet Voderholzer als einzige öffentlichkeitswirksame Veranstaltung, in der ungeborenen ebenso wie behinderten und sterbenden Menschen eine Stimme gegeben werde. Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen laut Voderholzer im ökumenischen Geist für ein Recht auf Leben und die Achtung der Menschenwürde aller Menschen eintreten und "Mut machen zur Annahme des Lebens".
"Pauschale Verunglimpfung"
Bischof Voderholzer betont, er wolle weder als Staatsbürger noch als Katholik tatenlos zusehen, "wie jährlich ca. 100.000 ungeborene Menschen ihrer Freiheit und Zukunft beraubt werden, Menschen, die, wenn sie die Chance dazu bekämen, einen echten Unterschied im Leben vieler weiterer Menschen machen könnten".
Eine pauschale Verunglimpfung tausender Teilnehmer am Marsch für das Leben sei nicht förderlich. Weiter schrieb der Bischof: "Wer uns daran hindern will, von unserem staatsbürgerlichen Recht Gebrauch zu machen, ja unserer Pflicht zum Einsatz für das vom Grundgesetz geschützte Leben nachzukommen, ist demokratiefeindlich und trägt zu einer Polarisierung der Gesellschaft bei." Er kündigte seine Teilnahme an weiteren Märschen für das Leben an.