Erstes katholisches Bistum in Estland seit mehr als 500 Jahren

Bistumsgründung und Seligsprechung

Katholiken bilden im Baltikum eine kleine Minderheit. Dennoch hat Papst Franziskus in Estland das Bistum Tallinn gegründet. Es gibt auch historische Verbindungen nach Deutschland. Und zwar aus dem Bistum Trier.

Blick auf Tallinn / © Kirk Fisher (shutterstock)

Zur Gründung des neuen Bistums Tallinn hat am Sonntag die Deutsche Bischofskonferenz die engen historischen Beziehungen zwischen Estland und Deutschland betont. "Ich freue mich mit Ihnen, dass Estland nun nach über 500 Jahren wieder ein eigenes katholisches Bistum hat", schrieb der Vorsitzende Georg Bätzing in einem Brief. Neuer Bischof ist der bisherige Apostolische Administrator, Philippe Jean-Charles Jourdan.

Damit ende die beinahe 100-jährige, bewegte Geschichte einer Administratur und es beginne das neue Kapitel des ersten katholischen Bistums in Estland seit der Reformation, hieß es weiter. Bätzing sagte außerdem zu, aus Deutschland wolle man den Seligsprechungsprozess des Apostolischen Administrators Pater Eduard Profittlich unterstützen.

Enge Verbindungen zwischen Estland und Deutschland

Dieser stammte aus dem Bistum Trier, war ab 1930 Gemeindepfarrer in Tallinn und wurde ein Jahr später als Apostolischer Administrator Estlands eingesetzt sowie 1936 Erzbischof der Gemeindekirche des Doms Sankt Peter und Sankt Paul in Tallinn. Nach der Eingliederung Estlands in die damalige UdSSR blieb er vor Ort, wurde 1941 verhaftet und zum Tode verurteilt. 1942 starb er vor der Urteilsverstreckung in einem russischen Gefängnis.

Erzbischof Eduard Profittlich (KNA)
Erzbischof Eduard Profittlich / ( KNA )

Anlässlich des 100. Gründungstags rief Papst Franziskus in einem Brief alle Christen Estlands und alle Menschen guten Willens auf, den Geflüchteten und Schwächsten "die Hand der Freundschaft" reichen und eine friedliche und solidarische Gesellschaft aufbauen. Der Jahrestag erinnere auch an die unerschütterliche Hoffnung und das Vertrauen in Gott "während Jahrzehnten des Leidens, der Besatzung und der Unterdrückung", sagte er mit Blick auf die Zeit der Sowjet-Herrschaft. Dabei forderte er auch zu mehr Zusammenarbeit mit Christen anderer Konfessionen auf.

Bischof Jourdan bereits seit 2005 in Estland

Im September war die Neugründung der Diözese bekannt geworden. Der neue Bischof Jourdan ist bereits seit 2005 im Land. Seit wenigen Wochen ist Erzbischof Georg Gänswein, langjähriger Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. (2005-2013), Apostolischer Nuntius (Papstbotschafter) im Baltikum.

In Estland gehört die Mehrheit der Bevölkerung keiner Religion an. Etwa 16 Prozent der Esten bekennen sich zu einer der orthodoxen Kirchen, 15 Prozent sind lutherische Christen, Katholiken stellen weniger als ein Prozent der Bevölkerung. Papst Franziskus hatte die drei baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen 2018 besucht.

Quelle:
KNA