In meinen Exerzitien in Varensell bin ich auch jeden Tag in das Chorgebet der Schwestern gegangen und ich habe gemerkt, dass es schon schön ist, wenn man einfach so da sein und zuhören kann und sich quasi so in die Gebetsgesänge hineinfallen lassen kann.
Bei uns im Konvent sind wir zu Laudes und Vesper zu zweit oder zu dritt und morgens oft mit zwei Mitbetern. Und da bin ich immer gefordert ganz da und präsent zu sein.
In diesem Kloster jetzt sind mehr als 20 Schwestern und mehrere Gebetszeiten sind auf Deutsch und die anderen mit lateinischer Gregorianik. Ich liebe das sehr, auch wenn ich überhaupt nicht mitsingen kann, weil die Schwestern so viele Jahre so geübt sind, dass sie in hohem Sopran diese komplizierten Notenfolgen mit strahlender Ruhe singen. Diese klösterlichen Gebetszeiten geben dem Tag Stütze und Rahmen und können auch den Gästen in Kursen oder Gastaufenthalten einen guten Zugang zum Gebet möglich machen.
Eine Frau, die mit mir diese Zeit im Kloster verbracht hat, erzählte mir, dass sie verheiratet ist und Kinder hat und sich jedes Jahr eine Woche hier gönnt. Weil sie mal wieder bei sich selber ankommen will und all die Dinge bedenken, für die im turbulenten Familienalltag einfach kaum Platz und Zeit ist. Das finde ich eine gute Idee und ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die in Klöstern eine Zeit verbringen zum Ausruhen, auftanken, Dinge bedenken und besprechen und mal aus ganz anderer Sicht auf ihr Leben schauen. Aus der Sicht der Schwestern, die tagaus tagein unbeirrt das Lob Gottes singen und in den Zeiten dazwischen ihre Arbeit tun, und aus der Sicht eines liebenden Gottes, der auf uns achtet und in uns und unserem Gewissen wieder mehr zu Wort kommen möchte.
Gönnen Sie sich heute ein paar Minuten der Stille und der inneren Ruhe, damit genau das auch bei jeder und jedem von uns geschehen und Gott wieder neu eine Chance bei uns hat.