Am Sonntagabend haben wir einen Evensong, diese schöne Gebetsform aus der anglikanischen Tradition, in der Mutterhauskirche gesungen; mit deutschen, lateinischen und englischen Gesängen, Psalmen und Liedern und drei kurzen Impulsen.
Und im Anschluss hat mir eine meiner Mitsängerinnen erzählt, dass sie mit dem Eingangsimpuls im Inneren noch so beschäftigt war, dass sie die ersten Töne des nächsten Gesanges total verpeilt hat.
Was hatte sie so beeindruckt?
Ich hatte, weil ja der Sonntag der Christkönigssonntag war, von der Salbung von Charles zum englischen König vor gut eineinhalb Jahren erzählt. Und zwar von einer ganz kleinen Szene, die mich damals sehr beeindruckt hatte. Ein kleiner Chorknabe, vielleicht 9 oder 10 Jahre alt, wurde vom Erzbischof von Canterbury zum König geleitet und hat den König mit folgenden Worten begrüßt und gesagt: "Your Majesty, as children of the Kingdom of God we welcome you in the name of the King of Kings.” Auf Deutsch: "Eure Majestät, als Kinder des Königreiches Gottes, begrüßen wir Sie im Namen des Königs der Könige."
Es ist mir durch und durch gegangen und hängengeblieben. Ein Kind begrüßt, als ein Kind des Königs der Könige – also Jesus Christus, den neuen englischen König.
Noch jetzt, wo ich es Ihnen erzähle, bekomme ich Gänsehaut.
Die Verhältnisse werden zurechtgerückt. Nicht die gesalbten irdischen Könige mit all ihrer Pracht und scheinbaren Macht sind die "Kings", sondern ein ganz anderer. Einer, der als schutzloses Neugeborenes ohnmächtig auf die Welt kommt, dem die Mächtigen da nach dem Leben trachten, der später umherzieht und predigt von der Liebe des himmlischen Vaters und von der Heilwerdung nicht nur der körperlich Kranken, von der Barmherzigkeit untereinander und dass die Menschen selig sind, weil Gott sie selig macht. Der am Ende sein Leben hingibt und gefesselt, geschlagen und mit Dornen gekrönt, auf die Frage, ob er ein König sei, ganz klar mit "Ja" antwortet.
Da können einem schon mal die Töne im Hals stecken bleiben, weil es einfach nicht zu fassen, sondern nur zu glauben ist.