Expertin sieht Erdbestattung auf Friedhof auch als "grün" an

Bestimmte Stellschrauben beachten

Fachleute wünschen sich ein breiteres Bewusstsein dafür, dass der "letzte Fußabdruck" nach dem Tod möglichst grün sein sollte. In der Öffentlichkeit sieht eine Forscherin dazu einige Missverständnisse, die es auszuräumen gilt.

Skulptur eines Engels auf einem Grab / © Krotnakro (shutterstock)
Skulptur eines Engels auf einem Grab / © Krotnakro ( shutterstock )

Naturnähe ist nicht dasselbe wie ökologischer Mehrwert: Das betont die Kulturwissenschaftlerin Jana Paulina Lobe im Hinblick auf die Bestattungskultur. Viele Menschen nähmen beispielsweise an, dass eine Beisetzung im Bestattungswald automatisch "grün" sei, sagte sie am Mittwochabend bei einer Online-Veranstaltung des Kuratoriums Deutsche Friedhofskultur in Unna. 

Dabei könne eine Beerdigung auf einem nahegelegenen Friedhof letztlich ökologischer sein als eine Urnenbestattung in einem weit entfernten Waldstück.

Die konventionelle Erdbestattung, die im Vergleich zur Feuerbestattung abnimmt, könne nachhaltig sein, wenn bestimmte Stellschrauben beachtet würden, erklärte Lobe. Dazu zählten ein leichter und regional produzierter Sarg, kurze Transportwege und vermeintliche Kleinigkeiten wie die Trauerfloristik. "Darauf achtet man kaum, es fällt aber mitunter mehr in Gewicht als die Frage: Erd- oder Feuerbestattung."

Wunsch nach neuem Umgang mit dem Tod

In ihrer Masterarbeit hat Lobe aktuelle Konzepte zur Nachhaltigkeit im Bestattungswesen untersucht und verglichen. Recht häufig reagieren Menschen nach ihrer Beobachtung erstaunt darüber, dass es dazu Angebote und auch Handlungsbedarf gebe. Zugleich wünschten sich viele Menschen eine neue Herangehensweise an den Tod: So mache ein ganzheitlicher Ansatz die recht neue Bestattungsform "Reerdigung" für viele attraktiv.

Heu, Stroh, Blumen und eine Holzfigur liegen in einem sogenannten „Kokon“ bei einem Pressegespräch zu der neuen Bestattungsform "Reerdigung". / © Christian Charisius (dpa)
Heu, Stroh, Blumen und eine Holzfigur liegen in einem sogenannten „Kokon“ bei einem Pressegespräch zu der neuen Bestattungsform "Reerdigung". / © Christian Charisius ( dpa )

"Reerdigungen" sind bislang probeweise nur in Schleswig-Holstein möglich. Bei diesem Verfahren wird der Leichnam in einem speziellen Behälter auf ein Pflanzengemisch gebettet und zerfällt binnen 40 Tagen zu Kompost. Übrig gebliebene Knochen werden zermahlen. Der Prozess verursacht laut Anbieter weniger CO2 als Feuerbestattungen.

Das entstandene Material kann dann beigesetzt werden. Die Testphase wird wissenschaftlich von Forschern der Universität Leipzig begleitet.

Nachhaltigkeit meint mehr als Umweltschutz

Wichtig sei, die Wünsche von Verstorbenen und Hinterbliebenen ernstzunehmen, sagte Lobe. "Es ist nicht mit dem Umweltaspekt getan." Vielmehr brauche es auch eine sozial-emotionale Nachhaltigkeit, die sich beispielsweise in einer guten Nachsorge nach einer Trauerfeier zeige.

Bestattungen in Deutschland

Es gibt zu den Bestattungsarten in Deutschland keine repräsentative Statistiken und Umfragen. Nach vorsichtigen Schätzungen des Bundesverbands Deutscher Bestatter liegt der Anteil von Feuerbestattungen bei etwa 58 Prozent im Jahr. Besonders nachgefragt sind Feuerbestattungen in Nord- und Ostdeutschland, aber auch in den eher katholisch geprägten Regionen nimmt der Trend zur Urne zu. Einzelne Bestatter in Norddeutschland berichten in ihrem Einzugsgebiet von einem Anteil der Feuerbestattung von über 80 Prozent. (DR/dpa)

Symbolbild: Schneebedeckter Grabstein auf einem Friedhof / © Adam J Hague (shutterstock)
Symbolbild: Schneebedeckter Grabstein auf einem Friedhof / © Adam J Hague ( shutterstock )
Quelle:
KNA