Diakoniechef Schuch mahnt zu Aufarbeitung

Vorstandswechsel im Wittekindshof

Stabübergabe bei der Diakonischen Stiftung Wittekindshof: Marian Zachow folgt auf Dierk Starnitzke. Diakoniepräsident Schuch nutzt den Einführungsgottesdienst für einen Appell zur Aufarbeitung von geschehenem Unrecht.

Seit über 130 Jahren unterstützt der Wittekindshof Menschen mit Beeinträchtigung. / © VGstockstudio (shutterstock)
Seit über 130 Jahren unterstützt der Wittekindshof Menschen mit Beeinträchtigung. / © VGstockstudio ( shutterstock )

Der Kommunalpolitiker und Theologe Marian Zachow ist am Sonntag als neuer Theologischer Vorstand der Diakonischen Stiftung Wittekindshof in sein Amt eingeführt worden. Sein Vorgänger Dierk Starnitzke wurde in dem Gottesdienst offiziell verabschiedet. Die Einführung und Entpflichtung nahm der Theologische Vizepräsident der westfälischen Kirche, Ulf Schlüter, vor. Diakoniepräsident Rüdiger Schuch appellierte an alle Verantwortlichen, die Aufarbeitung von Gewalt in diakonischen Einrichtungen fortzusetzen.

Zachow war seit 2014 als Erster Beigeordneter des Landkreises Marburg-Biedenkopf tätig. Seine neuen Leitungsaufgaben wird er nach Angaben der Stiftung gemeinsam mit dem kaufmännischen Vorstand Marco Mohrmann am 1. Januar übernehmen. Der 63-jährige Starnitzke stand mehr als 18 Jahre an der Spitze der Diakonischen Stiftung. Der Theologe war zugleich Vorsteher der Brüder- und Schwesternschaft des Wittekindshofes.

Diakoniepräsident Schuch hob Starnitzkes Einsatz für die Anerkennung erlittenen Unrechts von Bewohnern des Wittekindshofes in der Zeit von 1949 bis 1975 hervor. Der Einsatz habe zur Gründung der "Stiftung Anerkennung und Hilfe" geführt, sagte Schuch nach dem Gottesdienst. 530 ehemalige Kinder aus dem Wittekindshof hätten sich an die Stiftung gewandt und nicht nur Entschädigungszahlungen erhalten, "sondern vor allem endlich die Anerkennung und das Gehör gefunden, die ihnen so lange verwehrt worden waren". Zudem habe Starnitzke die Geschichte des Wittekindshofes wissenschaftlich aufarbeiten lassen.

Aufarbeitungsprozess weiter fortführen

An den neuen Theologischen Vorstand Zachow gerichtet erklärte Schuch, der Aufarbeitungsprozess müsse weiter fortgeführt werden. Dazu gehöre auch die Prävention von jeder Form von Gewalt in diakonischen Einrichtungen. Nötig seien zudem politische Kenntnis und Gespür, um "die Interessen der Eingliederungshilfe mit hörbarer Stimme gegenüber der Politik zu vertreten". Er freue sich, dass Zachow von dieser Kenntnis und Erfahrung viel mitbringe.

Starnitzke betonte in seiner Predigt die 2inklusive Botschaft von der Barmherzigkeit und Offenheit Gottes gegenüber allen Menschen" in der Bibel. Die theologische Einsicht, dass jeder Mensch durch die Barmherzigkeit Gottes seine Würde erhalte, sei eine gute Begründung, um sich für die Gestaltung einer Gesellschaft einzusetzen, in der alle Menschen gleiche Rechte genießen und inklusiv zusammengehören. Diesem Grundsatz einer inklusiven Gesellschaft habe sich die Diakonische Stiftung Wittekindshof verschrieben.

Die 1887 gegründete Stiftung Wittekindshof unterstützt Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Beeinträchtigungen. 2.450 Kinder, Jugendliche und Erwachsene erhalten nach Angaben der Stiftung individuelle Unterstützung im Wohnumfeld zur Förderung der sozialen Teilhabe. Die Wittekindshofer Werkstätten bieten an zwölf Standorten in Ostwestfalen und im Münsterland berufliche Bildung und Arbeitsplätze für gut 1.150 Menschen mit Beeinträchtigung. Insgesamt arbeiten rund 3.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 18 Städten in Ostwestfalen, im Münsterland und im Ruhrgebiet.

Quelle:
epd