Zum zweiten Mal in Folge ist es ein trauriges Weihnachtsfest für Bethlehem im palästinensischen Westjordanland, wo vor rund 2.000 Jahren Jesus geboren wurde.
Wegen des anhaltenden Krieges in Gaza und der prekären Situation vieler Bürger kommt keine Feierlaune auf. Weil seit 14 Monaten keine Touristen kommen, gibt es weder Arbeit noch Einnahmen. Darum hat die Stadt erneut alle öffentlichen Feierlichkeiten abgesagt.
Ein Christbaum ist ebenso wenig zu sehen wie Weihnachtsschmuck. Auch Musik und bunte Girlanden fehlen, mit denen Bethlehem sonst in diesen Tagen viele Tausend Besucher aus aller Welt begrüßte. "Wir müssen den leidenden Menschen im Heiligen Land Rechnung tragen, die großem Unrecht ausgesetzt sind und bluten", sagte Bürgermeister Anton Salman am Dienstagmorgen.
Feier ohne Gepränge
Trotz der dramatischen Lage wollten die Christen des Heiligen Landes auch in diesem Jahr das Fest der Geburt Jesu in seiner Geburtsstadt feiern - ohne äußeres Gepränge. Der Lateinische Patriarch zog wie üblich am frühen Nachmittag - aus Jerusalem kommend - zu Fuß in die Stadt ein. Kardinal Pierbattista Pizzaballa schüttelte viele Hände, küsste Babys und hielt immer wieder zu kurzen Begrüßungen an. Die Hunderten Pfadfinder, die seine Prozession anführten, verzichteten auf Musik und Trommeln. Aber sie trugen Spruchbänder mit sich. "We want life, not death" (Wir wollen Leben, nicht Tod) und "Stoppt den Gaza-Genozid jetzt!", war darauf zu lesen.
Vor dem Peace Center wurde das katholische Oberhaupt im Heiligen Land von Bürgermeister Salman begrüßt. Auf dem Krippenplatz bestieg der Patriarch ein Podium und rief in einer kurzen Ansprache zu Frieden, Hoffnung und Zuversicht auf. 2024 sei "das schwierigste Jahr aller Zeiten" für die Region gewesen. "Aber wir dürfen dem Krieg nicht erlauben, dass er unser Leben zerstört." Von Bethlehem aus appellierte der Kirchenführer an Pilger in aller Welt, wieder ins Heilige Land zu kommen. Und er äußerte die Hoffnung, dass Bethlehem im nächsten Jahr den größten und schönsten Weihnachtsbaum aufstellen werde.
Mitternachtsmette als Höhepunkt
Höhepunkt war die Mitternachtsmette in der mit rund 1.000 Teilnehmern überfüllten katholischen Katharinen-Kirche. Wie üblich waren die ersten Reihen für die palästinensische Staatsführung und für Konsuln und Diplomaten reserviert.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, der vor wenigen Tagen mit Papst Franziskus im Vatikan zusammentraf, ließ sich durch eine Politikerdelegation vertreten. Dahinter waren die Christen aus Bethlehem und der näheren Umgebung weitgehend unter sich. Nur einige wenige Touristen sowie etliche philippinische und indische Gastarbeiter aus Tel Aviv waren unter den Gottesdienstteilnehmern.
Bei der Messe stand - allen äußeren Widrigkeiten zum Trotz - eine Botschaft der Hoffnung in Erinnerung an die Menschwerdung Christi im Mittelpunkt. Auch wenn die Geburtsstadt Jesu erneut ein trauriges Weihnachtsfest feiere, geprägt von Unsicherheit, Armut und Gewalt, dürfe man die Hoffnung nicht verlieren, sagte der Patriarch und
forderte: "Wir brauchen einen Neuanfang in allen Lebensbereichen, eine neue Vision. Wir brauchen den Mut, mit Hoffnung in die Zukunft zu blicken, ohne uns der Sprache der Gewalt und des Hasses hinzugeben, die stattdessen jede Möglichkeit einer Zukunft verschließt."
Pizzaballa schloss sich dem Papst in Rom an, der wenige Stunden zuvor im Petersdom die Heilige Pforte geöffnet und das kirchliche Jubiläum von 2025, das "Heilige Jahr", eingeleitet hatte. Das alle 25 Jahre stattfindende Ereignis ist stets verbunden mit Gedanken von Versöhnung, Vergebung und Schuldenerlass und steht diesmal unter dem Motto "Pilger der Hoffnung".
Hoffnung auf Neuanfang
"Möge es diesen Neuanfang auch für uns im Heiligen Land geben. Mögen die Schulden erlassen, die Gefangenen befreit, das Eigentum zurückgegeben werden", sagte der Patriarch. "Und mögen ernsthafte und glaubwürdige Wege der Versöhnung und der Vergebung - ohne die es niemals einen wahren Frieden geben wird - aufrichtig mit Mut und Entschlossenheit beginnen." Mit Nachdruck fügte der Kardinal hinzu: "Friede ist möglich, wir müssen ihn wollen."
Zum Weihnachtsfest 2024 richtete der Patriarch abermals eine besondere Solidaritäts-Botschaft an die Christen im Gazastreifen, die seit mehr als einem Jahr unter dem nicht endenden Krieg leiden: "Ihr seid wirklich ein sichtbares Zeichen der Hoffnung inmitten der Katastrophe der totalen Zerstörung, die euch umgibt. Aber ihr seid nicht zerbrochen, ihr seid immer noch vereint - unerschütterlich in der Hoffnung. Danke für euer wunderbares Zeugnis der Kraft und des Friedens."